Parity: Blockchain und eine Geschichte von Hoffnung und Pech

Parity ist ein Blockchainunternehmen, das 2015 von Björn Wagner, Gavin Wood (Ethereum CO-Founder) und Jutta Steiner aus der Taufe gehoben wurde. Ziel des Unternehmens ist es, Blockchainanwendungen massentauglich zu machen. Da die Gründer primär von der großen Innovation Ethereums, den […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

February 26, 2020 6:34 PM

Parity: Blockchain und eine Geschichte von Hoffnung und Pech

Parity ist ein Blockchainunternehmen, das 2015 von Björn Wagner, Gavin Wood (Ethereum CO-Founder) und Jutta Steiner aus der Taufe gehoben wurde. Ziel des Unternehmens ist es, Blockchainanwendungen massentauglich zu machen. Da die Gründer primär von der großen Innovation Ethereums, den Smart Contracts, inspiriert wurden, konzentrierte man sich anfangs auf die Unterstützung des Ethereum Ökosystems und wandte sich dann einem umfangreichen Blockchainprojekt namens Polkadot zu.

Der Parity Ethereum Client

Die erste Software die entwickelt wurde war ein Ethereum Client. Analog zu Bitcoins Wallet kann man damit neue Adressen anlegen und Transaktionen tätigen, außerdem Smart Contracts auf die Blockchain schreiben und deren Funktionen aufrufen. Eine Reihe von Standard Smart Contracts wurden schon vordefiniert geliefert wie auch eine Multisignatur Wallet. Eine Multisignatur Wallet ermöglicht es mehreren Parteien auf ein Guthaben zuzugreifen. Dabei werden Transaktionen nur dann durchgeführt, wenn eine vordefinierte Anzahl von Teilnehmern die Transaktion unterstützen. Dabei gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Ein Beispiel: Bei einer 3 von 7 Multisignatur Wallet müssen 3 von 7 Berechtigten eine Transaktion beglaubigen sonst wird sie vom Smart Contract nicht an die Blockchain übergeben und von den Minern nicht akzeptiert bzw. durchgeführt.

Parityhack geht in Blockchain Geschichte ein

Der als Parityhack in die Blockchaingeschichte eingegangene Vorfall war einer der verlustreichsten überhaupt. Da eine Programmbibliothek einen Fehler beinhaltete, wurde der Hack überhaupt erst ermöglicht. Bibliotheken sind Sammlungen von Funktionen, die immer wieder genutzt werden und auf die der Programmierer einfach zugreifen kann. Bei Ethereum spart man sich dadurch Gas, da oft gebrauchter Code nur einmal auf die Blockchain geschrieben werden muss. Für die Parity Multisig Wallet erstellte man so eine Bibliothek und sendete sie am 20. Juli 2017 als Smart Contract an die Blockchain.

Alle Parity-Multisigwallets die ab dann erstellt wurden griffen auf diese Bibliothek zu. Am 6. November 2017 wurde bekannt, dass der Code eine Schwachstelle enthielt. Jeder konnte die Eigentumsrechte des Bibliothek Smart Contracts übernehmen da die Initialisierungsfunktion (Konstruktor) nicht überprüfte ob sie bereits initialisiert war. Deshalb war es möglich, die Initialisierungsfunktion nochmal aufzurufen was dann auch geschah. So erlangte die anonyme Person devops199 die Kontrolle über die Bibliothek und rief unmittelbar danach (angeblich versehentlich) die kill-Funktion auf, die die Bibliothek zerstörte.

Zu diesem Zeitpunkt nutzen bereits 587 Multisig Wallets, mit insgesamt 513.774 Ether die Bibliothek. Die Guthaben waren danach unwiederbringlich verloren. Die einzige Möglichkeit wieder an die Guthaben zu gelangen ist nach wie vor ein Hardfork. Verzweifelt versuchten die Geschädigten diesen herbeizuführen und es wurde ein Referendum gestartet. Das Referendum wurde negativ entschieden und viele Paritynutzer mussten am eigenen Leib erfahren wie hart das “code is law” (Code ist Gesetz) Paradigma von Blockchain sein kann. devops199 schrieb in einem Blogpost:

Ich habe ihn unabsichtlich zerstört

, nachdem er damals umgerechnet 260 Mio. Euro mit ein paar Klicks in Luft auflöste. Bis auf den Forkvorschlag EIP-999 gab es bislang wenige Updates zu den Vorfall und die Fragen wie es diesbezüglich weitergehen soll, sind noch offen.

Nicht lange davor war es bereits zu einem anderen Hack gekommen, bei dem der Schaden durch Whitehacker eingedämmt werden konnte. Bösartige Hacker haben eine ähnliche Schwachstelle im Paritymultisigwalletcode entdeckt und die Inhalte von Wallets abgezogen. Die alarmierten Whitehacker haben von weiteren betroffenen Wallets die Ether auf eine Sichere transferiert. Insgesamt gingen rund 153000 Ether in die Hände der Angreifer während rund 377000 gerettet werden konnten.

Man handelte schnell und machte die Schwachstellen unschädlich. Trotz zweier verheerender Hacks ist die Parity Ethereumsoftware weiterhin weit verbreitet und das Vertrauen scheint ungebrochen. Manche ICOs jedoch, wie das von wysker, haben einen Großteil ihre Ether verloren.

Polkadot

Polkadot ist ein ambitioniertes Blockchainprojekt von Parity Technologies. Beim ICO im Oktober 2017 wurden damals umgerechnet rund 130 Mio. Euro in einer Holländischen Auktion eingenommen. Jedoch wurden rund zwei Drittel der aufgebrachten Mittel durch den Parityhack eingefroren. Trotz des herben Rückschlags hat man beschlossen das Projekt in die Tat umzusetzen. Die Token (DOT) wurden nicht sofort an die Investoren ausgegeben. Damit soll begonnen werden sobald das Projekt live geht. Die in der Schweiz ansässige Web3 Stiftung, die sich dem Vorantreiben von dezentralen Weblösungen widmet, unterstützt Polkadot finanziell.

Polkadot soll ein Multichain Blockchainökosystem werden. So sollen mehrere Blockchains untereinander kommunizieren können. Diese sogenannten Smart Contract fähigen Parachains soll man dann bei Bedarf hinzuschalten oder entfernen können. Damit könnte das Skalierungsproblem gelöst werden, da Prozesse parallel auf mehreren Chains abgearbeitet werden können. Man ist auch darum bemüht Interblockchainkommunikation mit anderen Projekten zu realisieren. Das Ziel ist es generell die Vorteile von verschiedenen Blockchains und verteilten Ledgersystemen zu kombinieren und zu verbinden.

Zukunftsaussichten

Voraussichtlich soll Polkadot in Quartal 3/4 2019 an den Start gehen. Die Erwartungen sind hoch. Polkadot ist nicht das einzige Projekt, das sich auf Interblockchainkommunikation spezialisiert hat. Eines das immer mit Polkadot verglichen wird ist Cosmos. Aber auch andere arbeiten daran wie zum Beispiel Komodo, Lisk, Ark, EOS und weitere. Damit stellt sich natürlich wie immer die Frage welches sich letztendlich durchsetzen wird. Es bleibt spannend in dem Bereich.

Der Fall Afri Schoedon

Jüngst kam es zu einem Zwischenfall um den langjährigen Ethereum Entwicker Afri Schoedon. Dieser hat unter anderem auch Vorschläge zum Constantinople Hardfork geliefert. Schoedon arbeitete bis zuletzt bei Parity hauptsächlich an der Parity Wallet. Mitte Februar gab er bekannt, dass er nicht mehr an Ethereum weiterarbeiten werde. Vorausgegangen war ein bitterer Zwist mit der Ethereum-Gemeinde wegen eines vermeintlichen Interessenkonflikts zwischen Parity Technologies und Ethereum.

Alles fing damit an, dass Afri twitterte, Polkadot werde liefern was Serenity sein wollte und man solle ihn vom Gegenteil überzeugen. Serenity ist die letzte Entwicklungsstufe von Ethereum. Laut eigenen Angaben wollte er damit nur seine Enttäuschung über den langsamen Fortschritt bei Ethereum zum Ausdruck bringen (Verzögerung Constantinople) und keinesfalls Werbung für Polkadot machen. Doch einige Communitymitglieder attackierten ihn daraufhin hart.

Es wurde ihm vorgeworfen, er arbeite insgeheim an Polkadot und habe deshalb nichts im Ethereum Core Entwickler-Team zu suchen. Manche gingen so weit zu behaupten, dass Afri den Fortschritt von Ethereum absichtlich behindere um Polkadot mehr Aufschwung zu verleihen. Jemand schrieb auf reddit, dass alle die bei Parity arbeiten eine Menge Dot-Token (Polkadot) halten würden und somit ein großes Interesse daran haben Ethereum ins Straucheln zu bringen.

Schoedon verfasste den Vorschlag EIP-999, eine Implementation für einen Hardfork um den Parity-Hack rückgängig zu machen. Böse Zungen behaupteten, dass er damit die Absicht verfolgt hat Ethereum nach dem DAO-Fork weiter zu diskreditieren.

Schoedorn war einer der produktivsten Ethereum Entwickler überhaupt. Der Interessenskonflikt ist theoretisch da und lässt Raum für Spekutlationen, dennoch ist anzunehmen, dass viele Argumente an den Haaren herbeigezogen wurden. Nichtsdestotrotz hat Afri Schoedon seinen Rücktritt verkündet und lässt eine geschockte und gespaltene Ethereum-Gemeinde zurück.

 

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Lukas Mantinger
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Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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