Um das Vertrauen in den Bankensektor wiederherzustellen, will man im Libanon bereits nächstes Jahr eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) lancieren, welche bargeldloses Bezahlen möglich machen soll, sagte laut Bloomberg der Gouverneur der libanesischen Zentralbank Riad Salamesh.
Zu einer nationalen Nachrichtenagentur meinte Salameh:
Der Libanon verfügt über keine natürlichen Ressourcen, und wir müssen das Gold behalten, weil es ein Vermögenswert ist, der auf ausländischen Märkten liquidiert werden könnte, wenn wir einer unvermeidlichen, schicksalhaften Krise gegenüberstehen.
Außerdem forderte er die Banken auf, sich umzustrukturieren und dabei Rekapitalisierung um 20 % vorzunehmen.
Nur ein verzweifelter Versuch die Probleme in den Griff zu bekommen?
Der Libanon steckt in der größten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. In der Liste der Länder mit den größten Schulden gemessen am Bruttoinlandsprodukt befindet sich das Land mit 172 % auf Platz 6. Das Bruttoinlandsprodukt ist die Wirtschaftsleistung des Staates in einem Jahr. Der marode Staatshaushalt hat zusammen mit der Coronakrise dazu geführt, dass die Menschen das Vertrauen in die eigentlich an den US-Dollar gekoppelte Währung verloren haben. So kam es, dass das libanesische Pfund auf dem Schwarzmarkt teils über 80 % zum US-Dollar verloren hat.
Zudem kommen die Menschen nicht mehr an ihr Geld auf ihren Bankkonten. Es herrscht eine Liquiditätskrise. Mit hohen Zinsen versuchten die Banken noch am Anfang der Krise Kapital anzuziehen, jetzt können sie nicht mehr auszahlen.
Erschwerend hinzu kommen Machtkämpfe in der politischen Führung, die eine gezielte Lösung der Probleme fast unmöglich machen, während Teile der Bevölkerung bereits mit Versorgungsschwierigkeiten kämpfen. Korruption und Misswirtschaft sind allgegenwärtig im Land. Am 4. August 2020 Gipfelte das Ganze in einer gewaltigen Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut. Mindestens 190 Menschen sind getötet und über 6.500 verletzt worden. Der materielle Schaden in der Stadt ist immens. Es wurde festgestellt, dass die Regierung fahrlässig handelte und das gefährliche Material bereits seit 6 Jahren inmitten des Ballungsraums lagerte.
Die Proteste der Bevölkerung, die auf die Explosion folgten, haben Neuwahlen erwirkt, die jedoch noch auf ihre Abhaltung warten. Viele Zeifeln am Veränderungspotential von Neuwahlen genauso wie an der dezentralen Zentralbankwährung. Korruption und die Verteilung der Ämter nach Religionszugehörigkeit (im Libanon gibt es mehrere große Konfessionen) dämmen die Effektivität der Regierung stark ein.