CryptoTicker









Frontal Reportage – Sind NFTs reiner Betrug?

In einer kürzlich veröffentlichten Reportage behauptet Frontal, dass NFTs nichts als Betrug sind. Wir gehen auf die Vorwürfe ein.

Emil Bordin

Emil Bordin

August 8, 2022 10:36 PM

Frontal Reportage – Sind NFTs reiner Betrug?

NFTs waren das Hype-Thema in 2021. So sendeten Nutzer NFTs im Wert von mindestens 44,2 Milliarden Dollar allein auf der Ethereum-Blockchain. Im derzeitigen Jahr flachten die Zahlen etwas ab, trotz alledem beträgt der Umsatz immer noch mehrere Milliarden. In einer kürzlich veröffentlichten Reportage des öffentlich-rechtlichen Senders Frontal wird sich mit der Frage beschäftigt, ob es sich noch lohnt, in den Markt einzusteigen. Allein der Titel: “NFT: Der Hype ist vorbei & du bist immer noch nicht reich – mit Aya Jaff I frontal” ist mehr als reißerisch und stellt die Objektivität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage. 4 aufgestellte Gründe sollen die aufgestellte These bestätigen, zudem werden 2 Experten interviewt. Wir stellen euch die Argumente vor und gehen auf diese konstruktiv ein.

Die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Senders Frontal

Zuerst muss die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wozu der Sender Frontal zählt, betrachtet werden. Diese besteht darin, möglichst vielfältig und objektiv über politische und gesellschaftliche Themen zu berichten. Öffentlich-rechtliche Medien sollen prinzipiell dazu beitragen, dass sich Bürger eine eigene Meinung zu den unterschiedlichsten Themen bilden können. Die Sender stellen somit eine Grundversorgung an Informationen für die Bevölkerung bereit und bleiben dabei politisch und wirtschaftlich unabhängig. Ob der Aufgabe immer nachgekommen wird, zeigt sich im Folgenden.

Vorwurf 1 – Bevor du verdienst, verdienen erstmal andere

Zu diesem Entschluss kommt Frontal wegen zwei Gründen. Denn es kostet auf den meisten NFT-Marktplätzen, wie OpenSea Geld, seine NFTs anzubieten. Die Frage ist, ob dies verwerflich ist. Bei den meisten Onlinemarktplätzen muss man eine Gebühr für das Anbieten von Ware zahlen. Somit ist das Prinzip fast in jeder Branche vorhanden und kann dem NFT-Markt nicht negativ vorgeworfen werden.

Des Weiteren stellt Experte Henryk Plötz die Behauptung auf, dass es unwahrscheinlicher ist, mit einem NFT Geld zu verdienen, als Lotto zu spielen. Hierfür muss man sich nur relevante Zahlen aus dem Marktbericht von Non-Fungible.com anschauen. Käufer verloren mit dem Handel von NFTs im ersten Quartal 2022 knapp 1,2 Milliarden Dollar. Dem gegenüber steht ein Gewinn durch den Verkauf von 3,3 Milliarden Dollar. Wie sich Experte Henryk Plötz somit eine Gewinnwahrscheinlichkeit, die kleiner als 1:140 Millionen betragen soll, errechnet, erklärt er nicht.

Aber dies ist nicht einmal sein Kritikpunkt. In dem Interview sagt er folgendes: “Es ist nicht mal ein Nullsummenspiel, sondern ein negatives Summenspiel, denn bei jeder Aktion, wirklich jeder Aktion, die ich damit tue, fallen Transaktionsgebühren an. Die können im Bereich von 60$ pro Aktion liegen […]. Das ist [das Prinzip], die Bank gewinnt immer. Die Bank sind die Leute, die die Blockchain betreiben.”

Dieser Vorwurf ist in mehreren Hinsichten falsch. Zum einen fallen zwar bei einem Kauf Transaktionsgebühren an, diese müssen aber nicht immer dem hohen genannten Betrag entsprechen. Hierfür ist es abhängig, auf welcher Blockchain man das NFT gekauft hat. Sollte das NFT auf der Ethereum-Blockchain gehandelt werden, können die Transaktionsgebühren tatsächlich dem genannten Betrag entsprechen. Kauf man hingegen ein NFT auf der Solana- oder der Polygon-Blockchain, gehen die Transaktionsgebühren gegen null.

Besonders fatal ist die Aussage, dass die Bank die Blockchain-Betreiber sind. Denn die Transaktionsgebühren dienen in erster Linie dazu, dass die Miner eine Aufwandsentschädigung bekommen. Wenn man seine Aussage weiterdenkt, könnte durch den NFT-Handel der Preis des jeweiligen Coin steigen. Hier würde dann die Besitzer der jeweiligen Coins verdienen. Die Blockchain-Betreiber verdienen, sofern sie keine Coins besitzen, somit weder an den entstandenen Transaktionsgebühren noch an den Kurssteigerungen.

Vorwurf 2 – Mit Scam wird nur der Scammer reich

Frontal spricht in diesem Vorwurf ein absolut wichtiges Thema an. Denn mit dem boomenden Erfolg der NFTs haben sich auch viele Betrüger in den Markt gemischt. So entstanden Methoden wie Wash Trading, Bidding Scams und Rug Pulls. Außerdem kritisiert Frontal den laschen Umgang der Börsen FTX und Crypto.com mit den Scams. So sehe man ausschließlich visionäre Werbe-Spots, aber keine Aufklärung über die Risiken.

Diesem stimmen wir definitiv zu. In der Verantwortung, ein Finanzprodukt anbieten zu dürfen, sollte auch über die Risiken aufgeklärt werden. Besonders im NFT-Markt, wo sich mittlerweile sehr viele Betrüger herumtreiben, müssen Anfänger diese Thematiken näher gebracht werden.

Wie man das Problem der Betrüger in den Griff bekommt, ist bis jetzt ungeklärt. Als Lösung könnte ein Tutorial dienen, dass jeder, bevor er ein NFT kaufen kann, anschauen muss. Dadurch kann man Anfängern in kurzer Zeit die Grundlagen vermitteln. Des Weiteren können dadurch FOMO-Käufe verhindert werden.

Vorwurf 3 – Laut Frontal bieten NFTs keine sichere Rechtsgrundlage

Da der Krypto-Sektor größtenteils unreguliert ist, ist die Rechtslage meist ungeklärt. Somit ist die Behauptung von Frontal nachvollziehbar. Was man mit einem NFT erwirbt, ist bis jetzt nicht geklärt. Einem muss verständlich werden, dass man keine JPEG-Datei erwirbt, sondern lediglich einen Link, der auf der Blockchain gespeichert ist.

Deswegen ist der Kauf eines NFTs bis heute mit einem Risiko verbunden. Bis es keine eindeutigen Gesetze hinsichtlich Urheberrecht gibt, befindet man sich in einer Grauzone. Der Fall von Yuga Labs könnte allerdings eine erste Tendenz liefern. Das Gericht von Los Angeles stimmt aktuell über den Fall von Ryder Ripps ab, der die Bored Ape Yacht Kollektion “aus Satire” kopiert hat und für knappe 1,5 Millionen unter dem Namen RR/BAYC verkauft hat.

Sollte Yuga Labs den Fall gewinnen, dürfte dies ein Erfolg für die Branche sein. Verliert man den Fall hingegen, könnte die NFT-Branche in ein gewaltiges Chaos fallen. Somit setzt man sich bis jetzt mit dem Kauf eines NFTs immer einem Risiko aus.

Vorwurf 4 – Frontal behauptet, dass der Energieverbrauch dem Markt schadet

Hier ist auf den ersten Vorwurf zu verweisen. Es kommt wie immer auf die Blockchain an, die verwendet wird. Die Kryptowährung Ethereum, welche aktuell noch den Proof-of-Work Mechanismus benutzt, verbraucht aktuell sehr viel Strom. Deswegen vollzieht man mit dem Merge einen Wechsel auf den umweltfreundlicheren Konsensmechanismus Proof-of-Stake. Solana und Polygon, welche ebenfalls für den Handel von NFTs benutzt werden, benutzen diesen bereits. Somit ist der verwendete Energieverbrauch stark von den Blockchains abhängig und kann nicht pauschalisiert werden.

Zudem ist es fraglich, ob ein Proof-of-Work Konsensmechanismus immer umweltschädlich ist. Bitcoin verwendet bereits mehr als 50% an nachhaltiger Energie und trägt dazu bei, den Umstieg auf nachhaltige Energien zu fördern. Die Thematik erklären wir in diesem Beitrag.

Fazit von Frontal – NFT sind nichts weiter als Betrug

Im letzten Abschnitt widmet man sich der Zukunft von NFTs. Hier stellt Frontal dem Experten Henryk Plötz die Frage, ob NFTs doch in irgendeiner Branche Use-Cases entwickeln können. Er antwortet folgendermaßen: “Für jede Anwendung, die Sie sich vorstellen können, gibt es einen einfacheren Weg, das zu machen und wird auch schon gemacht. Es gibt keinen Nutzen außer kriminellen Betrug.”

Diese Aussage ist einfach nur reine Hetze. Definitiv kann man den Nutzen von PFP-NFTs bemängeln und diesen in Frage stellen, die ganze Zukunft als Betrug zu deklarieren ist jedoch falsch. Wie hätte sonst ein Milliardenmarkt entstehen können, welcher nur auf Betrug beruht? Wieso sollten Menschen über 12 Milliarden in den Markt investieren, wenn alles Betrug ist? Allein diese beiden Fragen, sollten schon reichen, um die Aussage des Experten zu entkräften.

NFTs bieten schon jetzt vielfältige Use-Cases, sei es als Mittel zum Crowdfunding für einen Fußballverein, um Computerspiele zu monetarisieren oder digitale Gegenstände fürs Metaverse zu schaffen.

Hat Frontal objektiv über das Thema berichtet?

Die Frage, die am Ende der Reportage offen bleibt, ist, ob Frontal objektiv über das Thema berichtet hat. Man kann es mit einem Jein beantworten. Denn einige Vorwürfe sind definitiv nachvollziehbar und gerechtfertigt. Leider verschlechtert man die Reportage mit ungenauen Informationen und fragwürdigen Experten. So sind Aussagen wie, “Die Bank sind die Blockchain-Betreiber” auf dem Level der Berichterstattung einfach nicht vertretbar. Des Weiteren kann ein glaubwürdiger Experte, der sich in diesem Bereich auskennen soll, nicht behaupten, dass es keine Use-Cases für NFTs gebe.

Wäre dies der Fall würde niemand in den Bereich investieren. Aber neue Technologien einzuschätzen, ist nie einfach. Festhalten kann man, dass es noch ein weiter Weg für NFTs ist. An erster Stelle steht aktuell die Urheberrechtsfrage. Denn dann sind die Umstände besser geklärt und der Markt kann weiter wachsen. Zudem gehen folglich die Betrüger zurück und der Markt wird nachhaltiger. Als Fazit kann man sagen, dass NFTs noch am Anfang stehen und man bis jetzt nicht jeden NFT-Trend gutheißen muss. Das Potential von NFTs ist dennoch gegeben und man kann gespannt sein, wie sich NFTs in Zukunft entwickeln werden.

Emil Bordin
Artikel Von

Emil Bordin

Neueste Artikel auf Cryptoticker

Alle anzeigen

Regelmäßige Updates zu Web3, NFTs, Bitcoin & Preisprognosen.

Bleibe auf dem Laufenden mit CryptoTicker.