An Neujahr veröffentlichte die IOTA-Foundation in Person von Lukas Tassanyi einen Blogpost, der die Einführung einer neuen Chatanwendung verkündete, welche auf dem Iota Controlled AgenT-Netzwerk (Ict) ausgeführt wird und ohne zentrale Instanz auskommt und somit frei von Zensur ist.
CHAT.ixi nur ein weiteres Chatprogramm?
“Auf den ersten Blick ist CHAT.ixi wirklich nicht mehr als nur eine weitere Chat-Anwendung. Aber das ist nicht alles! Die Dinge werden interessanter, wenn man sich genauer mit der Technologie vertraut macht, die sie umgibt.”
Um CHAT.ixi besser zu verstehen ist also ein Blick auf das Ict-Netzwerk nötig, einem IOTA Light-Node, der speziell für das Internet der Dinge (IoT) entwickelt wurde. Im Gegensatz zu unserem derzeit eher statischen Internet wird das IoT voll von kleinen Geräten sein, die direkt miteinander in einem dynamischen Mesh-Netzwerk verbunden sind. Einige dieser Geräte bewegen sich umher, schalten sich plötzlich aus oder ein. Eine sich ständig verändernde Umgebung erfordert ein Datenintegritätsprotokoll mit ausreichender Redundanz, um Nachrichten zu liefern und Daten zugänglich zu machen, trotz unvorhersehbarer Ereignisse innerhalb des Netzwerks. Das noch als Testnet fungierende Ict-Netzwerk baut ebenso wie das IOTA-Mainnet auf der Tangle-Technologie auf. Da also die zugrunde-liegende Infrastruktur, nämlich der Tangle, frei zugänglich und die Integrität der darin enthaltenden Daten unveränderbar ist, bedeutet dies für CHAT.ixi, dass das Programm weder über Regeln verfügt, noch über zentrale Instanzen wie Moderatoren, die diese durchsetzen könnten.
Chancen und Risiken von CHAT.ixi
Dass dieser Zustand gewisse Risiken birgt, liegt natürlich auf der Hand, doch wo es Risiken gibt, sind meist auch in gleichem Maße Chancen verborgen. Gegenwärtig leben circa 60 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die als „nicht frei“ oder nur als „teilweise frei“ gelten und gerade für diejenigen, deren Meinung sonst eingeschränkt oder unterdrückt wird, bietet die neue Anwendung enormes Potenzial.
Aber auch für alle anderen, kann ein “Tangle-Chat” einige Vorteile bieten. Während große Unternehmen die Vermittlerrolle in unserer Kommunikation nutzen um Daten zu sammeln, sind wir gezwungen, immer mehr Vertrauen in Dritte zu setzen und zunehmend von ihnen abhängig zu werden. Der Tangle und CHAT.ixi hingegen sind für alle frei zugänglich und frei von Werbung. Es werden keine Daten gesammelt, außer natürlich den Nachrichten, die von den Nutzern absichtlich versendet werden. Darüber hinaus wahrt die Tangle-Technologie stets die Integrität der Daten welche somit sicher vor Manipulationen sind.
Warum eigentlich .ixi?
IXI, kurz für Iota eXtension Interface, ist eine Schnittstelle für Anwendungen, die den Tangle als Basis verwenden. Die Schnittstelle ist eher “schlank” und modular aufgebaut, um diese Apps, die so genannten IXI-Module, so weit wie möglich vom zugrunde liegenden Ict-Kommunikationsprotokoll zu entkoppeln. Grob gesagt, müssen diese IXI-Module müssen nicht wissen, wie Transaktionen zwischen den Ict-Knoten technisch ausgetauscht werden. Alles, was sie wissen müssen, sind die tatsächlichen Transaktionen, die schlussendlich stattfinden.
“Durch die Abstraktion von der Kommunikationsschicht bietet IXI Entwicklern einen einfachen Zugriff auf den Tangle und stellt ihnen ein Protokoll zur Verfügung, damit sie Apps basierend auf ihren Ideen implementieren können, anstatt ihre Ideen an die komplexen Netzwerkeigenschaften des IoT anzupassen.”
Der Mangel an Kompatibilitätsstandards ist derzeit eines der Hauptprobleme des Internet der Dinge, und Ict bietet hierfür nun eine Lösung, denn Entwickler müssen nun nichtmehr “das Rad neu erfinden” indem sie Kommunikationslösungen entwickeln, welche schlussendlich nur zu einer Vielzahl von unterschiedlichen und inkompatiblen Protokollen führt.
Wie funktioniert CHAT.ixi?
Jeder Teilnehmer besitzt ein Schlüsselpaar, das aus einem privaten und einem öffentlichen Schlüssel besteht. Der private Schlüssel wird zum Signieren von Nachrichten verwendet, während der öffentliche Schlüssel anderen Benutzern ermöglicht, diese Signaturen zu überprüfen und den Ursprung einer Nachricht zu authentifizieren.
Während der Benutzername frei wählbar ist, ist der Hash des öffentlichen Schlüssels (genannt Benutzer-ID) eindeutig und ermöglicht es den Benutzern, sich gegenseitig zu identifizieren. Sie können die ID eines Benutzers also beispielsweise zu Ihrer Kontaktliste hinzufügen. Zusätzlich ist das Profilbild jedes Benutzers ein “Identicon”, das sich aus der Benutzer-ID ableitet. Auch die aus anderen Chat-Anwendungen bekannten Funktionen “Onlinestatus” und das Verwenden von Emojis wurden in CHAT.ixi hinzugefügt um ein vollständiges Messenging-Erlebnis zu schaffen.
Da jeder Chat-Kanal durch eine bestimmte IOTA-Adresse realisiert wird, stehen den Nutzern insgesamt 8.7×10¹¹⁵ verschiedene Kanäle zur Verfügung. Eine 87 mit 114 Nullen drangehängt. Eine Zahl die so groß ist, dass ich euch leider nichtmal sagen kann wie sie heißt und die um ein Vielfaches größer ist als die Anzahl der Atome im sichtbaren Universum. Dass also irgendwann alle Adressen beziehungsweise Kanäle belegt sein werden braucht niemand zu befürchten.
Die Lösung für ein weiteres großes IOTA Problem?
In einem kürzlich, hier bei CryptoTicker.io veröffentlichten Artikel “Kryptowährungen kurz erklärt: IOTA” bin ich kurz auf das Problem eingegangen, dass im IOTA-Netzwerk derzeit kein wirklicher Anreiz besteht einen ehrlichen Node zu betreiben, da dies nicht vergütet wird (zumindest nicht monetär). CHAT.ixi hingegen schafft nun Anreiz, einen gut vernetzten Ict aufrechtzuerhalten, da hier ein Node erforderlich ist, um eine korrekte Verbindung zum Tangle herzustellen und alle IXI-Module zu verwenden, die darauf aufbauen.
Bereits bei Github verfügbar
Für all diejenigen, die beim Lesen dieses Artikels “blut geleckt” haben und darauf brennen, CHAT.ixi selbst auszuprobieren. Bei Github steht die Anwendung inklusive Installationsanleitung bereits zur Verfügung:
–> https://github.com/iotaledger/chat.ixi
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