Bitcoin ist nicht tot, aber gescheitert – Der Beweis: Binance

Bitcoin. Das war und ist der Traum vom dezentralen, unabhängigen Geld. Schnell, günstig, nicht zu zensieren. Die Einträge auf der Blockchain sind unveränderbar. So hieß es jahrelang. Doch was bleibt davon heute übrig? Schnell und günstig mit Bitcoin? Mit 10 […]

Dennis Weidner

Dennis Weidner

January 10, 2022 7:30 PM

Bitcoin ist nicht tot, aber gescheitert – Der Beweis: Binance

Bitcoin. Das war und ist der Traum vom dezentralen, unabhängigen Geld. Schnell, günstig, nicht zu zensieren. Die Einträge auf der Blockchain sind unveränderbar. So hieß es jahrelang.

Doch was bleibt davon heute übrig?

Schnell und günstig mit Bitcoin?

Mit 10 Minuten durchschnittlicher Blockzeit zählte Bitcoin eigentlich noch nie wirklich zu den schnellsten Pferden im Stall. Relativ rasch nach Bitcoins Entstehung bewies Charlie Lee mit der Schaffung von Litecoin, dass die 10 Minuten Blockzeit eigentlich nicht notwendig sind und ohne Probleme vermindert werden könnten. Bitcoin ist in Sachen Geschwindigkeit längst abgehängt worden durch Paypal und Altcoins wie EOS/Nano/Litecoin/Ethereum.

Auch über den Aspekt der “günstigen” Bitcoin-Transaktionen kann man streiten. Aktuell kostet eine Bitcoin-Überweisung im Schnitt 0,7€ und zu Hochzeiten waren es durchaus auch 20 €. Viel zu viel um im Cafe nebenan das Frühstück zu bezahlen.

Zudem dürften die Bitcoin-Transaktionskosten demnächst auch wieder rasant ansteigen.

Schnell und günstig findet heute nur noch im, immer noch sehr benutzerunfreundlichen, Lightning Network statt.

Unveränderbar?

Gut, Bitcoin ist nicht der schnellste Coin, dafür aber der Sicherste. So lautet zumindest das Mantra. Ein Rückrollen der Blockchain ist verpönt. Schließlich spotten Bitcoin-Maximalisten mittlerweile seit Jahren über das Ungeschehenmachen des DAO-Hacks auf der Ethereum-Blockchain.

Doch ist Bitcoin wirklich so viel besser? Theoretisch ist ein Rückrollen der Bitcoin Blockchain durch genug Hashpower trivial. Dazu braucht man eigentlich nur gute Kontakte zu den größten Mining Pools, um eine 51% Attacke durchführen zu können.

Doch wer hat schon diese Macht?

Wie wäre es mit Changpeng Zhao, Chef der Kryptobörse Binance? Dieser spielte munter mit den Gedanken die Bitcoin Blockchain einfach zurückzurollen, nachdem seine Börse gehackt worden war.

So schreibt Changpeng Zhao auf Twitter:
“Vorteile des Rückrollens der Blockchain:
– Wir können am Hacker Rache nehmen
– Wir können zukünftige Hacker abschrecken
– Wir könnten testen wie das Bitcoin-Netzwerk darauf reagiert.”

Wahrscheinlich ahnte er nicht mit welcher Schlagkraft diese Aussagen einschlugen. Denn wenn eine Person wie Zhao alleine ein Rückrollen der Blockchain veranlassen kann, würde das gegen alles stehen, was Bitcoin ausmacht. Das erschreckende daran ist, dass dieser Tweet auch beweist, dass man davon ausgehen kann, dass es für Zhao eine echte Möglichkeit gewesen wäre, da er sonst so eine Diskussion nicht öffentlich geführt hätte.

Wenn es also für Zhao so einfach wäre dies zu tun – wie leicht wäre es dann für Staaten? Wenn man mal ein paar Dimensionen höher denkt, dann könnte China oder die Vereinigten Staaten demnächst ihre Macht ausnutzen um unliebsame Bitcoin-Transaktionen entfernen lassen. Zhao hat so eben bewiesen, dass Bitcoin relativ einfach verändert werden könnte, wenn man denn wollte und genug Einfluss hat – und damit hat Bitcoin komplett versagt.

Entsprechend empört reagierte auch die Community:
“Ich bin schockiert, dass Binance so etwas überhaupt vorschlägt.”, schreibt zum Beispiel Investor Michael Novogratz als Retweet auf Ari Pauls Tweet, in welchem er erläutert, dass ein derartiger Rollback in der Zukunft durchaus “plausibel” sei.

 

Als Zhao gemerkt hatte was er mit diesen Aussagen angerichtet hat ruderte er dann jedoch schnell zurück.

Alles klar. War nur Spaß, gibt nichts zu sehen. Der Chef der wichtigsten Kryptobörse hatte niemals vor den Rollback wirklich durch zuziehen, aber man darf ja wohl noch darüber nachdenken. Wer das glaubt wird selig.

Er hatte zuvor selbst gemerkt, dass wenn er seine Rachepläne wirklich durchziehen würde und Bitcoin zurückrollen würde, dass er dann Bitcoins Glaubwürdigkeit extrem zerstören würde. War ihm dann doch zu heikel.

Zensur

Und wie sieht es mit der Zensur aus? Das ist ja eines der Killer-Features von Bitcoin. Niemand kann Transaktionen verbieten, ganz im Gegensatz zum Beispiel EOS.

Doch auch hier tun sich Abgründe auf. Binance verfolgt die Bitcoins des Hackers nicht nur zurück.

Sondern arbeitet zudem mit anderen Fiat-Börsen zusammen die Bitcoins bei Überweisung abzuweisen und zu beschlagnahmen.

Der Wert der gehackten Bitcoins sollte somit einen relativ großen Schlag erlitten haben, denn wenn man keine Möglichkeit hat seine Bitcoin in Fiat-Geld umzuwandeln bleibt nur relativ wenig übrig, für dass man sie ausgeben kann. Ist das keine Form von Zensur? Man muss anscheinend nur wichtig genug sein um Bitcoin-Transaktionen effektiv zu blocken.

Einerseits ist es extrem verständlich und nachvollziehbar, dass man die gehackten und gestohlenen Coins nicht annehmen möchte. Andererseits verstößt allein der Fakt, dass Binance die Macht hat Coins de facto wertlos werden zu lassen gegen den Grundgedanken von Bitcoin in einem enormen Ausmass.

Bevor jetzt der große Leser-Aufschrei kommt: Viele dieser Kritikpunkte treffen eigentlich auf alle Kryptowährungen zu und der Geschwindigkeits-Aspekt wird meist an anderer Stelle teuer zu Lasten der Dezentralität erkauft. Nur ist es um so schwerwiegender, dass Bitcoin als ausgereiftestes Projekt derartig versagt hat.

Was fehlt Bitcoin?

Wie könnte man den Kritikpunkten entgegnen?
Die Geschwindigkeit und Transaktionskosten sind aktuell durch das Lightning Network relativ gut gelöst. Jedoch sollte hier dringendst an der Benutzerfreundlichkeit gearbeitet werden.

Den Aspekt der Unveränderlichkeit wieder herzustellen könnte sich jedoch als schwieriger Erweisen. Hierfür müsste man sich endlich mal grundlegende Gedanken über die Abschaffung des Proof of Work Algorithmus machen, so wie es bei Ethereum mit Proof of Stake bereits seit Jahren erfolgt. Denn ein Algorithmus der die Sicherheit des Netzwerkes nicht sichern kann und Rollbacks zulässt ist wertlos. Zudem ist die enorme Energieverschwendung und die Abhängigkeit von Minern und deren Zentralität eine absolute Achillesverse, die Bitcoin zum Fall bringen kann.

 

Die Zensur könnte umgangen werden wenn Bitcoin endlich ein vernünftiges Privatssphärenprotokoll implementieren würde um die Coins fungibel zu machen. Weitere Möglichkeiten um Bitcoin zensur-resistenter zu machen sind unwahrscheinlicher. Eine dieser unwahrscheinlichen Möglichkeiten wäre eine Infrastruktur basierend auf dezentralen Fiat-Börsen aufzubauen. Diese würden eine unzensierbare Umtauschmöglichkeit zu Fiatgeld darstellen. Diese Möglichkeit fällt jedoch durch nationale und internationale Gesetze im größeren Stil wahrscheinlich flach. Eine andere Möglichkeit wäre es die Akzeptanz von Bitcoin selbst zu erhöhen, denn wenn Bitcoin überall direkt akzeptiert werden würde, dann wäre eine Umwandlung in Fiat-Geld auch nicht notwendig. Soweit hat es Bitcoin in seinen ersten 10 Jahren jedoch nicht geschafft und eine derartige Entwicklung scheint auch eher unwahrscheinlich zu sein.

Fazit

Dafür dass Bitcoin der beste Coin ist, den wir haben liefert er und das das Umfeld darum herum in seiner jetzigen Form ein Armutszeugnis ab. Die Arroganz mit der zuweilen Bitcoin-Maximalisten auf Altcoins wie Ethereum niedergeschaut haben ist an Tagen wie diesen Fehl am Platz. Wenn Bitcoin seine Vormachtstellung behalten möchte wird sich innerhalb der nächsten Jahre trotz Lightning Network noch einiges tun müssen.

Wir müssen weg von zentralen Diensten und Mining-Kartellen hin zu echter Dezentralität finden. Und das besser gestern als heute.

 

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Dennis Weidner

Dennis Weidner ist ein begeisterter Kryptoautor, der die neuesten Entwicklungen in der Kryptowelt einfach und verständlich erklärt. Er ist seit Jahren in der Szene aktiv und teilt seine Einsichten zu Bitcoin, DeFi und NFTs mit seiner Community.

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