Laut eines Youtube Videos von Luke Stokes, einem langjährigen Steemit Nutzer, hat Justin Sun die Kontrolle über die Steem Blockchain gewonnen. Dies soll dem CEO von Tron laut Stokes nur mit einem Trick gelungen sein.
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Die Vorgeschichte
Wie von uns berichtet, gaben der Tron CEO, Justin Sun, und der Steemit CEO, Net Scott, am 14. Februar den Verkauf von Steemit an die Tron Foundation bekannt. Steemit Inc. ist ein Unternehmen, das eine dezentrale Social Media Plattform betreibt, welche auf die Steem Blockchain aufbaut. Die Steem Blockchain basiert auf dem delegated Proof of Stake (dPoS). Konsensmechanismus mit 20 aktiven Witnesses (Name der Blockproduzenten bei Steem).
Die Steemit Inc. war von Anfang an im Besitz einer großen Menge Token (von der Steemit-Gemeinde als Ninja-mined-Stake (NMS) bezeichnet), welche dafür vorgesehen waren, Beiträge zum Projekt zu subventionieren. Es gab eine mündliche Übereinkunft mit der Steemit-Gemeinde, dass diese Token nicht zum Wählen der Witnesses benutzt werden. Über die Jahre vertraute die Steemit-Gemeinde auf diese Abmachung. Jetzt, nachdem bekannt wurde, dass die Tron Foundation das Projekt und damit die NMS übernimmt, kamen Bedenken auf, Justin Sun könnte seine Macht missbrauchen.
Man wollte den Betrieb der Blockchain nicht gefährden, deshalb haben sich die Witnesses im Amt dazu entschieden, den Softfork 22.2 durchzuführen, welcher den NMS quasi auf unbestimmte Zeit einfriert bzw. entschärft. Tron hat sich dadurch in einem mittlerweile gelöschten Blogpost geäußert. Bradly Dale, ein Journalist bei Coindesk, der das Thema aufgegriffen hat, hat ihn jedoch archiviert. Siehe hier.
Im Blogpost steht, dass Tron den Softfork als kriminelle Machenschaft interpretiert. Theoretisch könne jeder Account auf diese Weise kompromittiert und enteignet werden. Praktisch stellte man die Witnesses im Amt als die Bösen hin und sich selbst als die Guten. Des Weiteren wurde gesagt, dass man am gestrigen Tage die Macht zurückgewonnen habe und nun die Steem Blockchain kontrolliere.
Man werde die Stimmmacht jetzt 4-6 Wochen nutzen, um Gespräche mit der Gemeinde zu führen. Dannach werde man die Macht wieder an sie abtreten. Die Kommentare zeigen, die Community ist davon gar nicht begeistert. Teilweise sollen die Kommentare vom NMS herabgestimmt und geflaggt worden sein.
Wie konnte Justin Sun die Kontrolle gewinnen?
Es ist genau das passiert, was die Community versucht hat zu verhindern. Laut Luke Stokes hat Justin Sun irgendwie zentralisierte Kryptobörsen dazu überzeugen können, mit den Steemtoken der Nutzer zu wählen. Darunter sollen die Börsen Binance, Huobi und Poloniex sein. Poloniex gehört mittlerweile zu einem großen Teil zu Tron. Wie sich die anderen Börsen genau dazu hinreißen haben lassen, ob Geld geflossen ist, ist bis dato nicht bekannt.
Jedenfalls konnten sie alle 20 Witnesses ersetzen und so den Zugriff auf den NMS vonseiten der Tron Foundation wiederherstellen.
Die Ursache des Problems
In dPoS/PoS Chains haben alle Tokenbesitzer Einfluss und können mit ihren Token mitbestimmen. In Relation zu PoW haben jedoch viel weniger Leute mit Macht ausreichende Bildung über das System oder sie wollen ausschließlich traden. So kommt es, dass sie ihre Token auf den Kryptobörsen lassen und ihnen somit Macht geben.
Reaktionen in der Kryptogemeinde
Die gesamte Aktion hat für große Aufregung in der gesamten Kryptogemeinde gesorgt. Eines der größten Probleme von Proof of Stake (PoS) und dPoS ist die Macht von Kryptobörsen. Man geht davon aus, dass Stakeholder Entscheidungen treffen, welche dem Wert ihres Stakes (Gesamtbesitz an einem Coin / Risikokapital) möglich zuträglich sind.
Das Problem bei Kryptobörsen, sie haben große Mengen an Stake, der ihnen gar nicht gehört. Somit gehen sie kein Risiko ein. Sie wählen praktisch mit fremder Macht. Stokes ruft in seinem Video dazu auf, die Coins möglichst auf privaten Wallets zu halten.
Auf Twitter ist starke Kritik gegen dPoS laut geworden. Viele kommt von Ethereumanhängern, welche nicht zu wissen scheinen, dass das künftige PoS von Ethereum die gleichen Probleme hat. Man kann die Situation auf einer PoS Chain 1 zu 1 nachbilden.
- Ein Unternehmen hat viel Stake, es wird verkauft.
- Die Community blacklisted den Stake in einem Softfork.
- Kryptobörsen schließen sich zusammen und setzen ein Node auf. Dieser Node lässt die Bewegungen des Stakes des Unternehmens wieder zu, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Blöcke abfertigen kann.
- Der Käufer des Unternehmens setzt einen weiteren Node auf, den man anschließend mit dem Stake des Unternehmens betreibt.
Natürlich macht Tron so vor seiner eigenen Community so kein besonders seriöses Bild. Man hat gezeigt, was möglich ist und, dass man es mit den Börsen zusammen umsetzen kann. Tron ist auch eine Blockchain nach dem dPoS Konzept.
Done, unvoted. 1 oversight on my part. Miscommunication/upgrade rubber stamp. 2 @binance have no interest in chain governance. We stay neutral. 3 will continue to support regular upgrades/hard forks.#onwards https://t.co/RQFlul9FTz
Der CEO von Binance, Changpeng Zhao, hat sich zu Wort gemeldet und scheint die Aktion zu bereuen. Im jüngsten Tweet meldete er, er habe die Wahl rückgängig gemacht. Er meinte es hätte ausgesehen wie ein Hard/Softfork, den er genehmigen wollte, wie schon öfters geschehen. Binance sei nicht an Chain-Verwaltung interessiert.
You did not approve it, you proxied your witness vote to "dev365"
Accounts letting dev365 vote for them:
steemit
steem
goku1
geos
joe767676
pacemaker
binance-hot
bitdev100
ben
imadev
poloniex
timothy2020
huobi-withdrawal
Stop bullshitting. You sold your vote to someone else pic.twitter.com/HUpT6r50G8
Ein Twitternutzer beschwert sich jedoch, er habe die Stimmen zu dev365 weiterdelegiert und nichts genehmigt. Dev365 habe dann mit der Stimmkraft die Witnesses ersetzt.
Scheitern birgt Chancen
Wie bereits erwähnt schlägt der Vorfall breite Wellen in der Kryptogemeinde. Er wird unweigerlich in die Kryptogeschichte eingehen, ähnlich dem Ethereum Fork von 2016. Sehr viele Projekte setzen auf PoS / dPoS.
Wo es zu Problemen kommt, werden jedoch Lösungen gesucht. Das Problem mit den Kryptobörsen ist schon lange bekannt. Akut und so offensichtlich wie in diesem Fall war es bislang jedoch nie. Mit Sicherheit werden die Bemühungen, den Börsen die Stimmkraft zu nehmen, bestärkt und wir kommen einer umfassenden Lösung schneller näher. Es gibt bereits interessante Ansätze für zumindest eine Milderung des Problems.
Es wird noch spannend, wie Tron auf den Vorfall reagieren wird. Das Löschen des Postes wirft nicht gerade ein gutes Licht auf das Unternehmen. Im Zuge des großen Echos werden sie jedoch Stellung dazu beziehen müssen.
Update
Justin Sun äußert sich via Twitter zu dem Vorfall und meint, die Hacker seien abgewehrt worden und die Coins seien sicher. Ähnlich dem gelöschten Post gibt man der anderen Partei die Schuld. Der Blogpost, der oben als gelöscht angegeben wurde, ist nun modifiziert wieder verfügbar.
#STEEM has successfully defeated the hackers & all funds are super #SAFU. @SteemNetwork and @steemit community is now stronger than ever since we united & solved the difficulties! Full details below
Indes haben die gewichtigen Communitymitglieder verkündet, die Plattform aufzugeben.