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Die Steem Community erklärt Justin Sun den Krieg

Gestern haben wir davon berichtet, wie Justin Sun das Steem Netzwerk übernommen hat. Vitalik Buterin meinte dazu, dass es sich um den ersten Fall eines Bestechungsangriffs auf einer dPoS (delegated Proof of Stake) Chain gehandelt habe. Es kursieren unbestätigte Gerüchte, […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

March 6, 2020 10:41 PM

Die Steem Community erklart Justin Sun den Krieg

Gestern haben wir davon berichtet, wie Justin Sun das Steem Netzwerk übernommen hat. Vitalik Buterin meinte dazu, dass es sich um den ersten Fall eines Bestechungsangriffs auf einer dPoS (delegated Proof of Stake) Chain gehandelt habe. Es kursieren unbestätigte Gerüchte, Sun habe die Kryptobörsen mit Geld bestochen, welche ihm die Stimmen ihrer Kunden zur Verfügung stellten.

Sowohl Huobi als auch Binance sind mittlerweile zurückgerudert und haben die Stimmkraft wieder zurückgenommen. Beide haben behauptet das Netzwerk unterstützen gewollt zu haben. Sun beschuldigte die Community und sprach davon, dass sie einen Hackerangriff fahren wollte.

Für die Steem Community schlugen gestern die bittersten Stunden. Spätestens als der Kommunikationsleiter Andrew Levine und weitere Mitwirkende ihren Abgang ankündigten, schien das Netzwerk, wie man es bislang kannte, Geschichte zu sein.

Die Community steht wieder auf

Wer aber dachte die Steem-Gemeinde gibt sich so leicht geschlagen, der hat sich getäuscht. Daniel Larimer, der technische Schöpfer von Steemit und dessen Konsensmechanismus dPoS, schrieb gestern zum Vorfall auf Twitter, dass ein dPoS Netzwerk nur so gut wie seine Nutzer und die Proxys (wählen für andere mit deren Token, eine Exchange kann unter Umständen als Proxy betrachtet werden), wo sie ihren Stake hindelegieren, ist.

Dies nahm sich die Community zu Herzen und begann zu wählen. Mittlerweile schaffte sie es 5 ihrer Witnesses zurück in die Toppositionen zu bringen. Mit 4 konnte bereits ein Hardfork verhindert werden, da 17 der 20 Witnesses für Änderungen zustimmen müssen. Die Token der Börsen, die gewählt haben, sind für 13 Wochen blockiert. Nun stehen diese Börsen unter Druck, weil die Liquidität fehlt, wenn Nutzer ihre Token abheben wollen. Es gab zuvor ein Gerücht, diese Zeit mit einem Hardfork auf 3 Tage zu reduzieren.

The #steem community will not go down without a fight. pic.twitter.com/aZM0LATdPZ

Die Graphik zeigt den sprunghaften Anstieg der neuen Stimmen für Witnesses, nur eine Stunde später waren es bereits rund 10.000 mehr. Laut Coindesk sammeln sich gerade alle Langzeit-Witnesses in einem Discord Kanal, um sich zu koordinieren und ihre Kräfte zu bündeln. Bislang waren alle auf separate öffentliche und private Kanäle verstreut.

Der Steem-Nutzer dhimmel äußerte sich zur Situation gestern:

Die von der Community gewählten Witnsses werden nicht gehen. Entweder werden sie die Kontrolle zurückerlangen, indem sie mehr Stimmen kriegen, was schon fast der Fall ist, oder es wird einen Community Fork geben, bei dem sich die Nutzer für eine Blockchain Version ohne Sun und die Angreifer entscheiden können.

Auch Andrew Levine ist wieder dabei.

I’m not going anywhere

Analyse und Fazit

Standen dPoS/PoS gestern noch unter Druck, so zeigen sich heute die Stärken dieser Konsensmechanismen. Der Vorfall hat die Tokenholder wachgerüttelt. Wenn sie sich ihrer Macht bewusst sind und diese nutzen, können sie mit ihren Token etwas erreichen. Jeder, der einen Token besitzt, hat Mitspracherecht. Bei Proof of Work beispielsweise entscheidet eine relative kleine Gruppe (Miner) über (günstigerweise) viele Nutzer hinweg.

Bei Bitcoin dachte man z. B. 2017 verzweifelt über Maßnahmen, wie das BIP148 nach, um damit einen Fork durch die Miner über Full Nodes zu erzwingen. Erstens ist auch die Anzahl der Full Nodes im Verhältnis zu der der Nutzer gering und zweitens ist es mit einem sogenannten User Activated Soft Fork Versuch auch nicht gewiss, einen Fork herbeizuführen. Damals ging es um die Umsetzung von Segwit. Die leidtragenden Nutzer ärgerten sich über die mangelnde Skalierbarkeit.

Zurück zu Steem. Wäre es der Community nicht gelungen wieder Einfluss zu nehmen, hätte sie einen Fork durchführen und bei diesem die Token von Sun dauerhaft herausnehmen können. Wenn die Community, und damit ist die überwiegende Mehrheit der Blogger und Nutzer gemeint, auf die neue Chain wechselt, werden die Börsen wahrscheinlich entweder ebenfalls wechseln oder zumindest den neuen Token nebenher unterstützen. Der Wert geht dorthin, wo die Nutzer sind.

Der Vorfall ist ein äußerst interessantes Beispiel wie Governance in Extremsituationen, den kritischen Punkten, unter Belastung funktioniert. Er wird wohl noch oft als Beispiel in künftigen Diskussionen herangezogen werden. Schöpfer Larimer scheint sich zu freuen:

I’m super excited to see how STEEM community is getting out the vote and keeping control decentralized. #dpos is resilient when under attack.

Ich bin super begeistert zu sehen, wie die STEEM-Gemeinde ihre Stimme erhebt und die Kontrolle dezentral behält. dPoS ist zäh, wenn es unter Beschuss gerät.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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