Dezentraler Ethereum Stablecoin DAI unter enormen Druck! Das Aus für DeFi?

Der Monstercrash am Donnerstag in der Kryptowelt sucht historisch gesehen seinesgleichen. Bitcoin hat in der Spitze fast 50 % seines Preises einbüßen müssen. Den Altcoins ging es nicht besser. Besonders dramatisch war der Werteverlust für Ethereum. Auf der Plattform setzt […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

July 23, 2020 9:57 AM

Dezentraler Ethereum Stablecoin DAI unter enormen Druck! Das Aus fur DeFi?

Der Monstercrash am Donnerstag in der Kryptowelt sucht historisch gesehen seinesgleichen. Bitcoin hat in der Spitze fast 50 % seines Preises einbüßen müssen. Den Altcoins ging es nicht besser. Besonders dramatisch war der Werteverlust für Ethereum. Auf der Plattform setzt die MakerDAO auf, welche mit DAI einen dezentralen Stablecoin auf den US-Dollar ausgibt.

Für die Stabilität des DAI sorgen in Smart Contracts gesperrte Kryptotoken. Mit Abstand am meisten wird die native Währung Ether verwendet, um den Stablecoin zu decken. Der Wert der deckenden Kryptowährung muss mindestens die Hälfte mehr betragen, als der Wert der ausgegebenen DAI. Möchte jemand z. B. 200 DAI erzeugen, muss er Token im Wert von 300 Dollar hinterlegen.

Wenn der Kurs der gesperrten Kryptotoken in die Nähe der erzeugten DAI sinkt, öffnet das System die Position für Liquidatoren. Diese Zahlen die Stablecoins an den Smart Contract zurück. Der Smart Contract vernichtet die DAI und gibt die Ether frei. Die Liq1uidatoren bekommen einen Teil als Belohnung, was übrig bleibt, geht an den Erzeuger der Position zurück. Für eine genauere Beschreibung der Funktionsweise der MakerDAO lese diesen Artikel.

Am Donnerstag ist der Etherkurs innerhalb von nicht einmal einem Tag um fast 50 % eingebrochen. Viele Positionen mussten liquidiert werden. Liquidatoren stehen normalerweise in einem Wettbewerb zueinander. Dies soll dazu führen, dass zum Verkauf freigegebene Positionen an der Rentabilitätsgrenze aufgelöst werden.

Durch die Überlastung des Ethereum Netzwerkes und den Transaktionsstau kam es zu einer Situation, in der ein Liquidator keine Konkurrenz hatte und für ein paar Stunden die offenen Positionen für 0 DAI auflösen konnte. In einem Forum von Maker wird von einem entstandenen Schaden von umgerechnet 4 Mio. $ gesprochen. Man diskutiere sogar über ein Notfall-Abschalten, heißt es dort.

Das System sieht vor, dass dieser Schaden über den Verkauf von Maker-Token beglichen wird. Die mit den Maker-Token gekauften Ether sollen die zirkulierenden Stablecoins wieder decken. Die Maker werden für die Aktion aus dem Nichts erzeugt, Inflation sozusagen, die auf die Kappe der Makerhalter geht.

Der aktuelle Zustand

Der Preis des DAI ist rund 10 % im Plus. Das liegt daran, dass gerade noch Positionen lukrativ liquidiert werden bzw. für die Notauktionen welche gehortet werden. Nichtsdestotrotz kursieren gerade eine Menge ungedeckter DAI Token. DAI müsste also weniger als einen Dollar wert sein.

Kann die Krise nicht bewältigt werden, droht DAI dasselbe Schicksal wie bereits den Stablecoins Nubits oder BitUSD von Bitshares. Beide gehören zu den ersten kryptogedeckten Stablecoins. Ihre Dollardeckung ist aber langfristig wegen ähnlicher Preiscrashs, die ihre Puffersysteme überforderten, gebrochen. Maker hat von diesen Fehlern gelernt und zusätzliche Puffer eingeführt. Jetzt ist das System allerdings ebenfalls an seine Grenzen gestoßen.

Die Ursachen und Folgen

Die extreme Volatilität von Kryptowährungen, die sich am Donnerstag wiedereinmal gezeigt hat, macht es schwer kryptogedeckte Stablecoins zu kontrollieren. Zwar sind die Mechanismen ausgereift, jedoch ist die gesamte Funktionskette zu langsam. Eine Ethereum-Transaktion dauert 15 Sekunden. Das Maker-Orakel aktualisiert die Preise nur jede Stunde. Das System reagiert zu langsam. Eine zentralisierte Börse reagiert im Nanosekundenbereich und bildet die Preise dementsprechend schnell.

0/ We need to accept the reality that yesterday, *the crypto markets broke*

DeFi broke in obvious ways

CeFi broke because CeFi relies on DeFi to arb venues

Diese Situation zeigt wiedereinmal, dass Blockchains Hauptproblem nach wie vor die Skalierbarkeit ist. Ein Stablecoin basiert einzig und allein auf Vertrauen. Viele Nutzer haben das Vertrauen in die MakerDAO verloren. War sie vor wenigen Tagen noch das vielversprechendste Stablecoinprojekt, schaut es nach dem schwarzen Schwan Ereignis am Donnerstag auf einem Schlag anders aus.

Die DeFi Protokolle die auf DAI als Stablecoin aufsetzen leiden natürlich ebenfalls unter dem Vorfall. Auch wenn zentral gesteuerte physisch gedeckte Stablecoins wie Tether viel kritisiert werden, scheinen sie in Krisen sicherer zu sein. Die Schwankungen des USDT waren minimal im Gegensatz zu DAI.

Es war zwar ein schwarzer Tag für die noch junge DeFi Szene, jedoch wird man aus dem Vorfall die Lehren ziehen und die Systeme sicherer machen. Eine Möglichkeit wäre z. B. das Pfand wesentlich höher anzusetzen, damit man mehr Spielraum hat. Ethereum arbeitet an Skalierungslösungen, zudem gibt es Protokolle die wesentlich schneller sind, wie EOS z. B. Auf EOS gibt es bereits 2 dezentrale Stablecoin-Projekte auf den Dollar mit ähnlichem Konzept wie die MakerDAO: Vigor und Equilibrium. Erst vor wenigen Wochen gab es einen Rückschlag für die DeFi-Szene, als ein Teilnehmer über einen Flashloan den Markt manipuliert und zu seinen Gunsten Schaden verursacht hat.

Auch wenn die MakeDAO in die Knie gehen sollte, wird die Flinte bestimmt nicht ins Korn geworfen. Zu groß ist das Potenzial und die Möglichkeiten von DeFi. Die nächsten Jahre dürften diesbezüglich weiterhin spannend bleiben.

Lukas Mantinger
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Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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