Ex- SEC- Mitarbeiter erklärt:
Michael Didiuk berät mittlerweile als Partner bei Perkins Coie, einer auf den Bereich Blockchain und Distributed Ledger-Technologie (DLT) spezialisierten Anwaltskanzlei normalerweise seine Kunden in Bezug auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften im Rahmen dieser neuen Technologien.
Seine über acht Jahre dauernde Vergangenheit bei der U.S. Security and Exchange Commission, also der US-Amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde ist nun jedoch in Zusammenhang mit einer Aussage relevant, die er bei einer von Ripple-Vorstandsmitglied Ben Lawsky gehosteten Panel-Diskussion über Ripples Cryptowährung XRP traf und in einem Exklusivinterview mit Modern Consensus genauer erläuterte.
Zuletzt war Didiuk als Anwaltsberater im Office of Compliance Inspections and Examinations der SEC unter anderem für führende Prüfungen von registrierten Anlageberatern, Hedgefonds, Crypto-Assetfonds, Private Equity-Fonds, Risikokapitalfonds und Family Offices zuständig. Als Mitglied der Fintech-Arbeitsgruppen der SEC, darunter die Distributed Ledger Technology Working Group der SEC, trug Mike dazu bei, dass sich die SEC überhaupt erst auf Blockchain, DLT und Co. konzentrierte. Seine Aussagen in diesem Bereich gründen also auf einem gewissen Fundament und sind gerade deshalb so interessant.
Der Howey-Test
Der Howey-Test geht aus aus einem Gerichtsverfahren des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten (SEC vs. Howey) hervor und dient seit jeher als Entscheidungsgrundlage dafür dient, ob es sich bei etwas um eine “Security” nach dem Securities Act von 1933 bzw. dem Securities Exchange Act von 1934 handelt. Besteht ein Coin bzw. Token den „Howey Test“ nicht, wird dieser in der Regel nicht als Security Token klassifiziert.
Der Howey-Test erfordert vier Faktoren –
1) Investition von Geld,
2) In einem gemeinsamen Unternehmen,
3) Mit der Erwartung von Gewinnen,
4) vorwiegend aus den Bemühungen/Managementleistungen anderer.
Alle vier Voraussetzungen müssen von einem Coin/Token erfüllt werden um als “Security” zu gelten.
Didiuk erklärte:
Wenn Ripple verschwindet, wenn der CEO von einem Bus überfahren wird, wenn das Unternehmen einfach untergeht, würde XRP immer noch existieren. Und deshalb sehe ich das es so, dass es [bei XRP] keine Managementleistungen gibt. Ripple hat es entwickelt und jetzt arbeitet es einfach selbstständig in der Open-Source-Welt. Und wenn Ripple weggeht, wie gesagt, würde XRP immer noch weiter funktionieren. […] Die Führungsarbeit anderer treiben XRP nicht voran. In den letzten Monaten konnte man viele großartige Dinge bei XRP sehen, jedoch hatte dies keinen Einfluss auf den Preis von XRP, weswegen diese beiden Faktoren offensichtlich nicht korrelieren.
Aus dieser Aussage lässt sich in Hinblick auf den vierten Punkt des Howey-Tests sehr einfach erkennen, dass dieser bei XRP relativ eindeutig nicht erfüllt ist. Aber auch andere typische Aspekte einer “Security” stellt Didiuk in Frage. Als Beispiel brachte er den Fakt, dass bei große Anteilseigner eines klassischen Wertpapiers für gewöhnlich auch großen Einfluss auf das entsprechende Unternehmen nehmen können. Jemand der 20 oder 25% aller XRP Token besitzt, hat aber dennoch wenig bis keinen Einfluss auf Ripple.
FAZIT
Wenn es also so klar ist, dass XRP kein Security-Coin sein kann, bleibt letzten Endes nur die Frage übrig: “Warum brauchen die Regierungsbehörden so lange um dies anhand dieser Erklärungen zu verkünden?” Regierungsbehörden sind jedoch allgemein nicht für ihre Geschwindigkeit bei regulatorischen Entscheidungen bekannt, weswegen die XRP-Fans zwar noch hoffen dürfen, angesichts der fundierten und nüchternen Aussagen eines ehemaligen hochrangigen SEC-Mitglieds aber nicht träumen sollten.
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