Nachdem MasterCard ihr zum Patent angemeldetes “Fractional Reserve” Banking für Kryptoanlagen enthüllt hatte, sagte der CEO von VISA, Alfred Kelly, dass er Kryptowährungen derzeit „sicherlich“ nicht als Bedrohung für sein Unternehmen ansieht. Mit Blick in die Zukunft gerichtet fügte er jedoch hinzu:
Falls wir diesen Weg gehen müssen, werden wir ihn gehen.
Kryptowährungen “keine unmittelbaren Bedrohungen” für VISA
Alfred Kelly enthüllte seine Sicht auf Kryptowährungen, während er mit dem ehemaligen Hedge-Fonds-Manager Jim Cramer von CNBC Mad Money sprach. Cramer behauptete vor einigen Monaten, dass für Bitcoin- und Kryptoanlagen die „Sonne untergegangen ist”.
Cramer, der Mitbegründer von TheStreet, Inc., fragte Kelly zunächst, ob sein Unternehmen der Ansicht ist, dass Kryptowährungen eine Bedrohung für die Dominanz von VISA in der Finanzwelt darstellen. Kelly antwortete mit den Worten: “Sicherlich nicht kurz- bis mittelfristig, denn ich denke, dass [der Markt tatsächlich glauben muss], dass sich die Kryptotechnologie von einer Ware zu einem echten Zahlungsmittel entwickelt. Es braucht auch einen Markt, damit diese so etwas wie eine Fiat-Währung werden kann, damit wir uns damit wohlfühlen können.”
Gegen Ende des Interviews gab Kelly jedoch zu, dass Visa als Unternehmen beabsichtigt, sich in den weltweit führenden Finanzmedien zu positionieren. “Wir wollen inmitten jedes Zahlungsflusses der Welt sein”, sagte Kelly. Seine Zeit in der Show beendete er mit dem folgenden Kommentar: “Wenn wir dorthin gehen müssen (Kryptowährung), werden wir dorthin gehen, aber im Moment ist es mehr eine Ware als ein Zahlungsmittel”.
Änderung der Sichtweise
Obwohl Visa in Bezug auf Krypto bisher an der Seitenlinie verweilte, haben andere Unternehmen, wie z.B. Crypto.com, Prepaid-Visa-Karten mit Kryptowährung der Öffentlichkeit vorgestellt. Das in Hongkong ansässige Unternehmen bereitet sich auf die Ausweitung des Vertriebs in weitere Länder vor.
Marc O’Brien, der ehemalige Leiter von Visa in Großbritannien und Irland, scheint gegenüber Kryptowährungen enthusiastischer zu sein, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Kryptowährungen bald zum Mainstream werden – Und wir können Pioniere sein“. O’Brien wurde im Mai dieses Jahres zum CEO der russisch-britischen Kryptowährungsbank Crypterium ernannt.
MasterCard strebt nach kryptographisch gesicherten „Fractional Reserves“
Anfang des Jahres meldete MasterCard, der größte Wettbewerber von Visa, ein US-Patent an, welches ein “Verfahren und System zur Verknüpfung von Blockchain basierten Vermögenswerten mit Fiat-Währungskonten” beschreibt. Das Ziel des Patents, die Prinzipien des “Fractional Reserve Banking” auf Kryptowährungen anzuwenden, wurde von den Verfechtern der Dezentralisierung als große Bedrohung angesehen.
MasterCard erhielt vor einigen Monaten ein Patent im Zusammenhang mit Blockchain, obwohl sie in dieser Angelegenheit einen eher vorsichtigen Standpunkt vertreten, da sie, wie auch Visa, mitteilten, dass sie Kryptowährung und ICOs als “hohes Risiko” einstufen.
Das Unternehmen hofft mit seiner Patentanmeldung – “2018030808092” – vom Donnerstag, den 25. Oktober 2018, die Grundsätze des Fiat-Banksystems anzuwenden, von denen sie annehmen, dass diese „speziell für die sichere Speicherung und den Schutz von Verbraucher und Händlerinformationen und Zugangsdaten entwickelt und konfiguriert wurden“. Die Patentanmeldung besagt: „[…] Der Einsatz traditioneller Zahlungsnetze und Zahlungssysteme in Kombination mit Blockchain-Währungen kann Verbrauchern und Händlern die Vorteile der Dezentralisierung der Blockchain bieten und gleichzeitig die Sicherheit der Kontoinformationen gewährleisten und einen starken Schutz vor Betrug und Diebstahl bieten.”
Das Konzept wurde für den Einsatz von Fractional Reserve Banking kritisiert – da es keinen Beleg dafür gibt, dass ein Kreditgeber über die Mittel verfügt, die den versprochenen Beständen eines Kunden entsprechen – was ironisch ist, da Bitcoin selbst bereits eine funktionierende Lösung für dieses Problem ist.
Die Gespräche über die Verfassung der Branche im Jahr 2018 wurden von dem wachsenden institutionellen Interesse an der Branche dominiert, aber auch die technologischen Fortschritte, die in dieser Zeit erzielt wurden, dürfen nicht ignoriert werden. Mit neuen Off-Chain-Lösungen für Bitcoin, der Einführung konkurrierender Blockchains im Mainnet und die Verbesserungen bei anderen etablierten Kryptowährungen besitzt die Kryptoindustrie trotz des schwachen Marktes nach wie vor viel Potenzial.
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Dieser Artikel wurde vom Englischen ins Deutsche übertragen von:
Christian Rehm
Senior IT Consultant und Crypto Enthusiast immer auf der Suche nach interessanten Neuigkeiten.
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