Zwanzig Jahre ist es her, als der Euro das letzte mal genau gleich viel wie ein US-Dollar war. Zuvor war der Euro meist einige Cent mehr Wert als der Dollar. Jetzt stehen zwei der wichtigsten Weltwährungen bei einem 1:1 Wechselkurs. Grund dafür ist der massive Kurssturz des Euros, welcher sich seit einigen Monaten anbahnte.
Was sich zunächst als kleiner Side-Fact liest, hat jedoch massive Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, die Aktienmärkte und die privaten Haushalte. Welche das sind, klären wir in diesem Artikel.
Warum verliert der Euro an Wert?
Der Absturz des Euro zieht sich mittlerweile seit Monaten hin. Seinen Höhepunkt hatte der Euro jedoch 2008, als ein Euro über 1.50 Dollar Wert war. Seitdem folgte ein langsamer Niedergang, welcher sich die letzten Monate massiv beschleunigte.
Seit Mai hat der Euro nun 20 Euro-Cent an Wert einbüßen müssen. Kurzfristige Gründe dafür sind nicht nur der Krieg inmitten Europas, sondern auch wirtschaftliche Faktoren.
So belasten unter anderem auch die möglicherweise bald ausbleibenden Gaslieferungen von Russland, welche Europa und vor allem Deutschland in eine tiefe Rezession stürzen könnten.
Des Weiteren drückt die hohe Inflation auf den Wert des Euro. Diese herrscht zwar auch in den USA, diese haben allerdings mehr Möglichkeiten zur Bekämpfung. Während die USA zinspolitisch aus der Vollen schöpfen und die Zinsen deutlich anheben kann, könnten zu aggressive Zinserhöhungen für manche Staaten Europas die Pleite bedeuten. So stiegen bereits jetzt die Zinsen für Griechenlands Staatsanleihen auf knapp 4%. Leisten können sich die meisten europäischen Staaten diese Zinsen nicht.
Langfristig drückt zudem die anhaltende Niedrigzinspolitik auf den Kurs des Euro. Während die USA die vergangenen Jahre höhere Zinsen (=mehr Währungsrendite) versprachen, lagen die europäischen Leitzinsen bei 0%.
Was bedeutet das für die Wirtschaft?
Für die europäische Wirtschaft bedeutet der niedrige Euro, dass die Eurozone aufgrund der günstigen Währung preisgünstigere Produkte exportieren kann. Für Exportnationen ist ein billiger Euro somit von Vorteil.
Allerdings gilt dies auch für den Gegenverkehr. Wer viel importiert muss für die Importe mehr bezahlen. Dies betrifft vor allem Rohstoffimporte. Durch hohe Rohstoffkosten aufgrund des niedrigen Euro wird die Inflation in der Eurozone weiter massiv angeheizt. Da Rohstoffe auf den Märkten in Dollar gehandelt werden, bedeutet dies für die europäische Wirtschaft eine massive Belastung.
Was bedeutet das für Aktien?
Für europäische Anleger, die vor allem in den USA anlegen, dürfte der derzeitige Euro-Kurs für Rendite im Depot gesorgt haben. Da die Aktien in Dollar aufgelegt sind, aber in der Regel in Euro auf deinem Depot sind, trägst du zwar das Währungsrisiko, profitierst aber in diesem Fall davon. Wer in Europa europäische Aktien besitzt, dürfte nichts gemerkt haben. Da die Aktien in Euro auferlegt sind und gehandelt werden, ändert sich nichts. Solltest du nun US-Aktien kaufen wollen, sind diese aufgrund der niedrigen Euro-Kaufkraft für dich jedoch teurer geworden.
Wird sich der Euro-Kurs erholen?
Derzeit ist nicht absehbar, dass sich der Euro-Kurs kurzfristig deutlich erholen wird. Wahrscheinlich ist eher, dass man sich an die Dollar-Euro-Parität gewöhnen muss. Vor allem die zögerliche und machtlos wirkende EZB-Politik trägt ihren Anteil daran. Mit einer Erholung der Situation ist auch nach dem Ende des Ukraine-Krieges nur bedingt zu rechnen, da die US-Wirtschaft wesentlich stärker und robuster als die europäische ist.
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