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Was ist DeFiChain? Sollte man 2022 noch das Projekt von Julian Hosp investieren?

Was ist DeFiChain und lohnt sich ein Investment im Jahr 2022? Oder sind die Kontroversen um Mitbegründer Dr. Julian Hosp zu prekär?

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

March 9, 2022 6:56 AM

Was ist DeFiChain? Sollte man 2022 noch das Projekt von Julian Hosp investieren?

DeFiChain ist ein relativ umstrittendes Projekt und im deutschen Sprachraum deshalb so bekannt, weil die Stiftung (DeFi Foundation), welche es entwickelt hat, von einem der größten deutschen Kryptoinfluencer, Julian Hosp, geleitet wird. Macht ein Investment in DefiChain im Jahr 2022 Sinn?

Was ist Defichain?

DeFiChain ist eine Blockchain mit dem nativen DFI-Token. Der Token ist auf verschiedenen Kryptobörsen gelistet. Das tägliche Handelsvolumen beträgt zurzeit laut CoinMarketCap rund 2,4 Millionen $. Nebenbei liegt der Coin auf Platz 209 nach Marktkapitalisierung (Stand 09.03.2022).

Die Defichain ist laut Whitepaper dafür konzipiert dezentrale Finanzdienstleistungen zu erbringen. Darunter:

Alle diese Dienste werden zurzeit auch von Projekten auf der für DeFi mit Abstand am meisten genutzten Plattform Ethereum angeboten oder entwickelt. Auf den Punkt “dezentrale ungesicherte Schulden” gehen wir später näher ein.

Zur Absicherung der DeFiChain wird die Hashleistung des Bitcoins zu Rate gezogen. Alle paar Minuten wird der aktuellste Merklebaum als Transaktion in die Bitcoin Blockchain geschrieben. Wer seine Transaktion auf der Defichain also sicher sehen will, wartet darauf, dass der Merklebaum, der die Transaktion enthält, in der Bitcoin Blockchain erscheint und eventuell noch ein paar weitere Bestätigungen. So kann über die Bitcoin Blockchain die Validität der Daten sichergestellt werden.

Diese Technik ist nicht neu. Das Projekt Rootstock macht es z. B. auf die gleiche Weise. Komodo hat ein ganzes Framework entwickelt, um Proof-of-Work-Chains über sogenannte Notary-Nodes in die Bitcoin Blockchain zu sichern (Notary-Nodes etc.). Sollte auf der DeFiChain jedoch ein Fehler passieren und die DeFiChain-Gemeinde sich dafür entscheiden die Chain zurückzudrehen, sollte dies auch möglich sein. Die DeFiChain selbst beruht auf Proof-of-Stake.

Was bei der DeFiChain ein Alleinstellungsmerkmal ist, ist die sogenannte Turing-Unvollständigkeit (TUV). Das heißt, Schleifen und Sprünge sind nicht möglich (siehe hier). Ein Turingvollständiger (TV) Befehlssatz ist wesentlich mächtiger als ein TUV. Dafür gibt es bei TV eine Fehlerklasse, nämlich die der Endlosschleifen, die es bei TUV nicht gibt.

Warum Turing-Unvollständigkeit?

Blockchainanwendungen wurden immer wieder Opfer von Hacks oder Code enthielt Fehler. Jeder Entwickler weiß, dass sich Fehler nie gänzlich ausschließen lassen und die Fehlerwahrscheinlichkeit mit Länge und Komplexität des Codes zunimmt. Diese Fehler haben bei DeFi enorme Auswirkungen, da teilweise hohe Geldsummen verwaltet werden. Die größten Hacks und Fehler werden immer wieder als Referenzen für diese Diskussion herangezogen (z. B. der Parityhack oder der DAO-Hack, wo große Schäden entstanden). TUV soll wie schon erwähnt eine Fehlerklasse ausschalten.

Welches Problem löst die Defichain?

Die Defichain bietet vom Angebot her nichts Neues. Ein vielleicht bedeutender Aspekt ist die Turingunvollständigkeit. Diese sorgt zwar dafür, dass eine gewisse Klasse von Fehlern ausgeschlossen wird, vermeidet jedoch Fehler nicht gänzlich. So stellt sich die Frage, ob sich der Verlust an programmiertechnischer Macht mit dem Sicherheitsaspekt am Ende aufwiegen lässt. Warum programmieren nicht alle turingunvollständig?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass dieses Gebiet noch relativ neu jung ist. Die Entwickler lernen aus Fehlern. So gibt es für Ethereum z. B. Konzepte aktualisierbarer Smart Contracts. Bei EOS kann man über ein Berechtigungssystem Smart Contracts generell nach Belieben dezentralisieren und aktualisieren. Cardano will mit der funktionalen Programmiersprache Haskell Fehler eindämmen.

DeFi diversifiziert sich – Gut für DeFiChain im Jahr 2022?

Der Großteil der DeFi-Projekte wird immer noch auf Ethereum entwickelt. Dort wurde in den letzten Jahren ein ganzes Ökosystem erschaffen. Komponenten unterschiedlicher Projekte interagieren miteinander und potenzieren so ihren Mehrwert. Allerdings hat sich der Anteil von Ethereum am “Total Locked Value” im DeFi-Bereich seit letztem Jahr deutlich vermindert. Vor etwa einem Jahr lag der Anteil von Marktführer Ethereum noch bei 85%. Mittlerweile liegt dieser Anteil nur noch bei etwa 57%. Vor allem Terra (LUNA) übernimmt einen steigenden Anteil.

DeFiChain hat im Jahr 2022 weiter die Möglichkeit, einen signifikanten Anteil am DeFi-Bereich zu erobern. In den letzten 1-3 Jahren ist DeFiChain als Projekt signifikant gewachsen und könnte auch in den kommenden Monaten ein nicht zu unterschätzender Player im DeFi-Bereich werden.

Warum hat DeFiChain und Gründer Julian Hosp im Jahr 2022 ein Imageproblem?

Julian Hosp gilt als der Kryptoexperte im deutschsprachigen Raum schlechthin. Nach dem Exit bei TenX hat sein Image jedoch einen erheblichen Schaden erlitten. Zuvor war er bei Lyoness (heute myworld). Lyoness wird vorgeworfen ein Schneeballsystem zu sein. In Norwegen ist es z. B. als pyramidenspielartiges Verkaufssystem verboten. Laut eigenen Angaben war er dort in der 5. Hierarchie und verdiente später rund 100.000 Hongkong-Dollar (rund 11.000 €) im Monat.

In diesem Video klärt Hosp über seinen Verdienst bei Lyoness auf. Was hier auffällt ist der Widerspruch zu aktuellen Aussagen. Im Video über Lyoness spricht er seine Liebe zu einem luxuriösen Lebensstil an (A8), in diesem Youtubevideo spricht er davon bescheiden zu leben und kein Auto zu besitzen.

Lyonness und TenX

Update 04.03.2021

Hosp hat kürzlich ein Video über seine Vergangenheit unter anderem bei Lyoness auf Youtube veröffentlicht. Hier seine Sicht der Dinge:

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Als er 2017 zu OneBit kam und dort als angeblicher Mitbegründer auftrat, wurde das Unternehmen in TenX umbenannt. Seit dieser Zeit konnte er im deutschen Sprachraum eine gehörige Reichweite aufbauen und war gleichzeitig für das Marketing bei TenX zuständig. Nach dem 80 Mio. $ ICO bekam TenX gravierende Probleme. Anfang 2018 wurden durch Visas Kündigung von Wavecrest, dem von TenX damals genutzten Zahlungsdienstleister, alle versandten Kreditkarten ungültig. Dann kam es laufend zu Verzögerungen mit der Auslieferung und Hosp musste die deutschen Kunden bzw. Tokenhalter immer wieder hinhalten. Ende 2019 gab es einen Tokensplit.

Der Wert der originalen PAY-Tokens hat sich laufend verringert. Hosp, der über seine Reichweite eine große Menge Investoren zum Investieren bewegen konnte, ist kurz nach dem Tokensplit aus dem Unternehmen ausgeschieden. Die Karten werden zwar mittlerweile nach Europa geliefert. Dennoch ist der PAY-Token-Preis im Keller und viele Investoren sitzen auf roten Zahlen, was sie Hosp jetzt zum Vorwurf machen.

Nach dem Ausscheiden von Hosp bei TenX erlebte dieser einen heftigen Shitstorm auf Twitter. Wenige Monate später hat Hosp verkündet, dass er mit Cake ein neues Projekt startet. Sein Image hat jedoch Schaden genommen. Nicht zuletzt weil ihm Insiderhandel vorgeworfen wurde bevor er TenX verlassen hat. Hosp bestreitet dies und meinte die Token wegen steuerlicher Vorteile verkauft zu haben.


Kürzlich veröffentlichte Hosp ein weiteres Video auf seinem Youtubekanal wo er zu seinem Abgang bei TenX Stellung nimmt.

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Fragwürdige Marketingmethoden

Beim Marketing von TenX gab es Unstimmigkeiten. So wurde Vitalik Buterin vor dem ICO auf der Webseite als Investor aufgeführt.

Dieser hat dies danach jedoch auf Twitter abgestritten:

I did not invest anything in tenx.

Ebenso wurde die letzten Tage bezahlte Werbung auf Facebook geschaltet, die wie folgt aussah.

Hier stellt sich die Frage, warum man mit einem Screenshot von CoinMarketCap wirbt. Das wäre in etwa so, als wenn Elon Musk einen Videoclip über Tesla-Chartbilder in Auftrag gibt anstatt Clips über Tesla Autos. Der sonst immer auf Zahlen Daten Fakten pochende Hosp hinterlässt hier einen eher fragwürdigen, unsouveränen Eindruck.

Zensur in seinen Kanälen

Hosp nutzt für seine Reichweite mehrere Kanäle. Nutzer werfen ihm immer wieder vor, auch seriöse Kritik zu zensieren und nicht darauf einzugehen. Vor kurzem wurde dies z. B. unter einem seiner Youtubevideos kritisiert. Der Kommentar war nach rund 2 Stunden weg:

Auf Kanälen wo Hosp nicht zensieren kann, findet man jedoch regelmäßig Shitstorms. Wie z. B. beim letzten Video mit Mission Money. Beim Interview mit Ivan on Tech hat dieser nachweislich Kommentare gelöscht, was auch bedingt seine Richtigkeit hat. Hasskommentare und Kommentare jeglicher Art die nur auf Beleidigung und Provokation abzielen, sollen gelöscht werden.

Update 09.03.2022

Julian Hosp ist mit mit seiner Krypto-Plattform CakeDefi.com in Schwierigkeiten mit der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen (BaFin) geraten. Diese bietet Diensleistungen an, mit denen Krypto-Anleger dabei hohe Renditen durch ihre Investments erzielen können. Dabei bietet Cake DeFi folgende Leistungen an:

  • Lending
  • Liquidity Mining
  • Staking

Das Unternehmen hat seinen Sitz in Singapur und wurde von Hosp und seinem Partner U-Zyn Chua gegründet.

Cake DeFi soll Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis in Deutschland anbieten. 

Cake DeFi gab über seinen Twitter Account bekannt, dass sich das Unternehmen im Rechtsbereich vom Staat Singapur befinde und sich an die Gesetze und Regulierungen vor Ort halten würde:

We were made aware today about a notification on the German regulator Bafin‘s website. We want to highlight that we are a Singapore based company and we want to ensure to our customers that we are complying with the local laws and regulations here.

Bisher haben sich die Anschuldigungen aber nicht verhärtet (Stand: 09.03.2022). Mehr Infos zum Thema findest du in diesem Artikel.

Kann DeFiChain im Jahr 2022 erfolgreich sein?

DeFiChain löst nicht wirklich ein neues Problem. Fehler sind auch bei nicht turingvollständigen virtuellen Maschinen möglich. Ethereum ist zurzeit noch unangefochtener Spitzenreiter im DeFi-Bereich. Andere Blockchains arbeiten auf Hochtouren an Interblockchainkommunikation (IBC) mit Ethereum, was deren Chancen vom Kuchen etwas abzubekommen erhöht. DeFiChain steht da ziemlich einsam da und es ist sehr fraglich, ob es auf diese Weise viele Entwickler anziehen kann. Der Aufwand um auf Ethereum aufzuholen ist enorm, aber in Zukunft nicht unmöglich.

Es könnte zwar sein, dass man mit einem turingunvollständigen System anfänglich vielleicht ein paar Fehler mehr verhindern kann, aber im Laufe der Zeit ist es sehr wahrscheinlich, dass durch Fortschritt und Lerneffekt turingvollständige Systeme turingunvollständigen in der Gesamtperformance davon ziehen werden.

Die Aussage “baut auf Bitcoin” ist mit Vorsicht zu genießen. Das einzige, was die DeFiChain macht, ist den Merklebaum auf die Bitcoin-Blockchain zu schreiben, was jede andere Blockchain ebenso einfach machen kann und auch einige so machen.

Der Chef der DeFiChain Foundation glänzt nicht gerade mit seiner Vergangenheit und das Zensieren von Kritik macht das Ganze auch nicht unbedingt besser. Es ist schwer ihn zu berechnen. Man möchte Julian Hosp nach seinem unglücklichen Abgang bei TenX nicht unterstellen, dass er bei seinem neuen Projekt Defichain vorsätzlich in betrügerischer Absicht handelt. Leider macht es jedoch von außen derzeit den Anschein, dass die Verbesserung der Welt nicht seine primäre Motivation darstellt und sein selbst ernanntes Ziel aus 2017, nämlich 1 Million Menschen Cryptofit zumachen” auf seinem Weg der letzten Jahre augenscheinlich verloren gegangen ist.

Solltest du 2022 in DeFiChain investieren?

DeFiChain hat in den letzten Monaten zwar wichtige Fortschritte gemacht. Ob man komplett auf das Projekt DeFiChain im Jahr 2022 sollte, muss jeder selber entscheiden.

Gerade die aufgeführte Facebook Anzeige verdeutlicht, dass mit Mondzahlen und 100% Zeichen versucht wird, dem Leser aufzuzeigen, dass er etwas verpassen wird. Es wird so künstliches FOMO, dem Investment wegen, erzeugt. Unmündige Bürger verfallen oft schnell solchen Anzeigen und investieren ohne zu wissen, was Sie dort eigentlich tun. Auch die Schwierigkeiten mit den deutschen Finanzbehörden mögen zwar unglücklich und unbegründet sein, verbessern aber nicht unbedingt das Bild von DeFiChain und CakeDeFi im Jahr 2022. Daher bleibt festzuhalten: Ausreichend Informieren!

In Hosps Kanälen wird offensichtlich versucht die Meinung der Leser- bzw. Zuschauerschaft manipulativ zu beeinflussen und zensierend einzugreifen gegen die freie Meinungsäußerung. Man sollte sich daher nicht ausschließlich auf die Kanäle von selbsternannten Fachleuten wie Hosp zur Beschaffung von Informationen verlassen.

Alles in Allem könnte der Token nichtsdestotrotz von der steigenden Beliebtheit des DeFi-Bereiches mittel- und langfristig profitieren. Hosps Marketingtalent ist nicht zu unterschätzen, er hat nach wie vor eine große Gefolgschaft, in welcher es viele potentielle Käufer des Tokens geben könnte. Der DFI Token hat sich in den letzten Jahren auf vielen Plattformen etabliert und scheint langsam, aber sicher eine vernünftige Investmentmöglichkeit zu bieten.

Ob ein langfristiges Investment in DefiChain im Jahr 2022 für dich Sinn macht, solltest du dir aufgrund der geschilderten Probleme um die Person Julian Hosp sicherlich überlegen. Letztlich bleibt die Entscheidung jedoch bei dir selbst.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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