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Blockchain-Orakel boomen! Sind wir in einem Orakel-Hype?

Um den Titel gleich zu Anfang richtigzustellen, es sind nicht die Orakel selbst, die Boomen, sondern die Preise deren Token. Seit wenigen Wochen ist hier nämlich ein Trend in deren Preisentwicklung erkennbar, und der geht nach oben, und zwar steil […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

August 11, 2020 11:09 PM

Blockchain-Orakel boomen! Sind wir in einem Orakel-Hype?

Um den Titel gleich zu Anfang richtigzustellen, es sind nicht die Orakel selbst, die Boomen, sondern die Preise deren Token. Seit wenigen Wochen ist hier nämlich ein Trend in deren Preisentwicklung erkennbar, und der geht nach oben, und zwar steil nach oben.

Was sind Blockchain-Orakel?

Ein Orakel im klassischen Sinne ist eine überirdische Informationsquelle. Das wohl bekannteste ist das Orakel von Delphi in Griechenland. Die Menschen haben das Orakel befragt, um Informationen über die Zukunft zu erlangen. Informationen die von außerhalb dieser Welt stammen. Genau hier ist die Analogie zum Blockchain-Orakel.

Blockchains und da vor allem dezentrale Programme, brauchen eine vertrauenswürdige Eingabe der Daten von außerhalb. Das gesamte Konzept von dezentralen Programmen ist am Ende nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Ist die Dateneingabe zentral, ist es der gesamte Smart Contract. Das wäre dann nämlich so ähnlich, wie wenn man das Programm auf einer zentralen Maschine laufen lassen würde. Der Unterschied wäre, dass bei einer Blockchain die Dateneingabe transparent ist.

Doch auch dies ist nicht der gewünschte Zustand. Die Falscheingabe von Daten kann schwere Folgen haben und die Partei, welche die Daten eingibt, kann zu ihrem eigenen Vorteil handeln. Deshalb ist es das Ziel von Blockchain-Orakeln die Eingabe von Daten so sicher wie möglich zu gestalten. Um die Eingabe so sicher wie möglich zu gestalten, gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir uns an Beispielen anschauen.

Das Orakel von Augur

Augur ist ein dezentraler Vorhersagemarkt. Leute können verschiedenste Wetten abschließen. Alle Wetten sind zeitlich terminiert. Abstrakt gesagt: Trifft Ereignis x am oder bis zum Tag y ein? Ist die Zeit abgelaufen, muss die Wette aufgelöst bzw. der Ausgang des Ereignisses dem Augur Smart Contract mitgeteilt werden.

Dies wird bei Augur dadurch erreicht, indem Menschen REP-Token auf die Ausgabe setzen, die sie für richtig halten. Setzt z. B. Person A REP auf “Ereignis eingetroffen” und niemand zweifelt ihre Abstimmung an, bekommt sie ihre REP mit einer zusätzlichen Belohnung zurück. Ist sich jedoch jemand sicher, dass A falsch lag, kann er mehr REP auf “Ereignis nicht eingetroffen” setzen. Wird die letzte Abstimmung nicht mehr angezweifelt (Frist abgelaufen), wird diese als das endgültige Ergebnis hergenommen. Die, die richtig lagen, bekommen die REP derer, die falsch lagen.

Dieses System hat nützliche Eigenschaften. Je mehr Stake sich bei der Auflösung der Wette ansammelt (Eskalation), desto mehr Leute werden angezogen und der Anreiz die Wette richtig aufzulösen steigt. Am Ende sollte immer die Wahrheit die Oberhand haben. Die, die versuchen zu betrügen, riskieren mehr als jene, die auf die Wahrheit setzen.

Uniswap als Preis-Orakel

Uniswap ist eine dezentrale Tauschplattform auf Ethereum. Man kann ERC-20 untereinander und gegen Ether tauschen. Hier ergeben sich Arbitragemöglichkeiten für Trader. Wenn der Preis zu anderen Börsen abweicht, kann man Profite einfahren. Dabei wird er Preis wieder angeglichen. Verschiendene Smart Contracts auf Ethereum nutzen dieses Preis-Orakel.

Orakelanbieter

Des Weiteren gibt es Orakel-Anbieter, die allgemeine Daten zur Verfügung stellen. Diese sind auf diese Funktion spezialisiert. Der wohl bekannteste Anbieter diese Art ist Chainlink, aber auch das Band Protokoll und andere haben in den letzten Tagen von sich reden gemacht. Der Grund sind die enormen Kursanstiege der Token dieser Projekte. Oraclize gibt es ebenso lange wie Chainlink, dieses Projekt nutzt jedoch keinen Token.

Preise der Token der Orakelanbieter gehen durch die Decke

Der Token des bekanntesten Orakel-Anbieters, Chainlink, hat seit Anfang 2019 eine erstaunliche Performance hingelegt. Seine Marktkapitalisierung ist momentan die 6. größte unter den Kryptowährungen. Chainlink war lange Zeit konkurrenzlos. Es entstand ein Narrativ, das folgender eigentlich trügerischen Logik folgt: Smart Contracts brauchen Orakel für die Datenabfrage. Diese Daten liefern Orakel. Chainlink ist der einzige Orakelanbieter. Ohne Chainlink funktionieren Smart Contracts nicht, ohne Chainlink hat Blockchain keinen Anwendbarkeit.

Dieses Narrativ hat den Preis des Tokens von Chainlink, LINK, enorm nach oben getrieben. Und wo es etwas zu holen gibt, sind auch andere nicht weit. Es gibt mittlerweile mehrere Orakelanbieter wie Chainlink, die in den letzten Tagen enorme Preiszuwächse verzeichnen konnten.

Diese Kursgewinne kommen hauptsächlich daher, weil Investoren glauben, diese Projekte haben ähnliches Preispotential, wie Chainlink. So entsteht zurzeit ein regelrechter Orakelanbieter-Hype.

Hat der Orakel-Hype Substanz?

Ob die Bewertung von Chainlink und den anderen Projekten angemessen ist, sei dahingestellt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir vor einer größeren Hausse stehen. Chainlink konnte nicht zuletzt mit seiner guten Performance ein starkes Narrativ für Orakel-Anbieter schaffen. Ein starkes Narrativ ist die beste Grundlage für starke Kurssteigerungen in Bullenmärkten. Ein gutes Beispiel dafür ist Iota, welches unendliche Skalierung bei kostenlosen Transaktionen versprochen hat (je mehr Transaktionen, desto schneller der Ledger), die eierlegende Wollmilchsau sozusagen. Der Preis hat im Hype 2017 enorme Steigerungen erfahren. Auch bei diesem Projekt kam man irgendwann auf den Boden der Tatsachen zurück und geht mittlerweile einen anderen, realistischeren Weg.

In der Hausse leben die Preise hauptsächlich von Mundwerbung und FOMO, die wenigsten, die neues Kapital in die Märkte schaufeln, interessieren sich für die Technik und verstehen am Ende, in was sie investieren. Deshalb ist bei Orakelanbietern durchaus Potential für einen starken Hype vorhanden. Ob das Ganze dann nachhaltig ist, ist eine andere Frage. Wie bei den ICOs 2017-2018 werden viele Projekte wahrscheinlich verschwinden oder schmerzliche Korrekturen folgen. Auch bei Chainlink muss man sich fragen, ob ein Projekt, das gerade diese handvoll Preis-Daten liefert, mit rund 4,6 Mrd. $ korrekt bewertet ist, was nicht heißt, dass der Preis nicht noch deutlich steigen könnte.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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