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Warum Cardano im Moment so abgeht – Noch einsteigen?

Cardano gehört kurs-technisch neben den ganzen DeFi-Anwendungen zu den großen Gewinnern der letzten Wochen. Noch im März wurde der ADA-Token bei rund 0,03 $ gehandelt. Stand jetzt beträgt der Preis rund 0,1 $, ein Plus von ca. 230 % innerhalb […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

July 23, 2020 8:11 AM

Warum Cardano im Moment so abgeht – Noch einsteigen?

Cardano gehört kurs-technisch neben den ganzen DeFi-Anwendungen zu den großen Gewinnern der letzten Wochen. Noch im März wurde der ADA-Token bei rund 0,03 $ gehandelt. Stand jetzt beträgt der Preis rund 0,1 $, ein Plus von ca. 230 % innerhalb eines viertel Jahres. Ist dieser Anstieg gerechtfertigt?

Die Fundamentaldaten, die den Kurs treiben

Cardano ist dafür bekannt bei der Ablieferung seiner Versprechen nicht unbedingt mit Pünktlichkeit zu punkten. So wurden mehrere große Updates teilweise um Jahre verschoben. Rechtfertigen tut das Projekt die Verzögerungen mit der Notwendigkeit und dem unvorhergesehenen Aufwand, Code ausreichend zu testen und zu entwickeln.

Die aktuelle große Nachricht ist, dass in diesen Tagen endlich das Shelley Mainnet live gehen wird. Shelley ist eine Entwicklungsstufe von Cardano, die Staking ermöglicht. Der Übergang findet in mehreren Schritten statt. Das angereizte Testnetz (mit Stakingbelohnungen) ist bereits live. Ende des Monats soll dann der Hardfork auf dem Mainnet stattfinden und im August dann die Stakingbelohnungen fließen.

Für Cardano ist es laut dem CEO von IOHK, dem Unternehmen, das die Cardano-Software entwickelt, Charles Hoskinson, das größte Update in der Geschichte des Projektes. Im Zuge der Einführung von Shelley hält man gerade einen virtuellen Gipfel im Internet ab (2. und 3. Juli), auf dem kräftig die Werbetrommel gerührt wird. Unter anderem wurde die dezentrale Identitäts-Lösung Atala Prism vorgestellt und 20 Mio. $ für Start-ups, die auf Cardano entwickelt werden.

Mit Prism wird es, wie mit ION von Microsoft, möglich sein, seine Daten einfach zu verwalten und weiterzugeben. Nutzer können bestimmen, welche Daten sie welchem Unternehmen anvertrauen möchten. Auf der Webseite kann man das Konzept in einer Demo testen. Bislang wurde die App für Android über 100 Mal heruntergeladen.

Begleitet wird der Hype mit weiteren positiven Nachrichten, wie die mögliche Listung auf Coinbase noch in diesem Jahr.

Kritik am Hype

Cardano ist immer noch in der Anfangsphase seiner Entwicklung. Smart Contracts sind nach wie vor nicht möglich und von einem Ökosystem ist noch keine Spur zu sehen. Alle diese Dinge brauchen Zeit und Adoption.

Kein Markt ist so stark von Emotionen gesteuert, wie der Kryptomarkt. Zieht man den Start des EOS Mainnet im Juni 2018 als Beispiel heran, sieht man, wie der Preis in der Zeit durch die Decke ging, obwohl wir in einer starken Bärenmarkt-Phase waren. Damals ging es auf ein Maximum von fast 23 $. Heute stehen wir bei einem Zehntel dieses Wertes.

Bei EOS hat sich bislang viel getan. Das Projekt hält rund 10 % aller dApps. Da stellt man sich die Frage, ob die höhere Bewertung von Cardano, dessen Marktanteil an dApps sich bei rund 0 % befindet, wirklich gerechtfertigt ist.

20 Mio. $ für Start-ups bereitzustellen ist zwar gut, aber auch da hat block.one, die Entwicklerfirma der EOSIO-Software, bereits wesentlich mehr investiert. Das Prism Projekt hat zudem viel Konkurrenz. Microsoft hat für das ION (Identity Overlay Network) deutlich mehr Kapital zur Verfügung und marketing-mäßig eine viel größere Reichweite. Morgen öffnet die social Media Plattform Voice, die nur verifizierte Konten zulässt ihre Tore für Nutzer weltweit. Auch Voice dürfte mit Prism konkurrieren.

Das Cardano Ökosystem hinkt Ethereum, EOS oder Tron um Jahre hinterher. Hoskinson sagt zwar, man könne das mit der Programmiersprache Haskell, die für die Smart Contract-Programmierung verwendet wird schnell aufholen. Wo er aber die ganzen Haskell Programmierer herkriegen will, läßt er offen. Funktionale Programmiersprachen sind alles andere als weit verbreitet und die Umstellung für einen Programmierer aufwändiger als der Wechsel zwischen imperativen Programmiersprachen. Der Marktanteil von in Haskell programmierten Webseiten beträgt laut w3techs.com zurzeit rund 0,0005 %.

Wer sich auf die Stakingausschüttungen freut, sollte unbedingt die Gesamtinflation im Verhältnis zu den Stakingbelohnungen berücksichtigen. Ist diese höher, wird das Guthaben verwässert.

Eine weitere große Hürde, die Cardano bei seinem eventuellen Aufstieg im Weg stehen wird, sind die großen Ethereum Investoren, die in der Szene viel Einfluss haben. Dies musste schon EOS erfahren. Voreingenommene Studien, die von Ethereum unterstützenden Institutionen finanziert oder gar in Auftrag gegeben wurden, haben kein gutes Haar am Konkurrenten gelassen.

Fazit

Es ist gut, dass Cardano endlich sein Shelley Netzwerk startet, was sich natürlich auch im Preis des Coins widerspiegeln sollte. Dass dies die Dimension des Anstiegs zurzeit allerdings rechtfertigt, ist fragwürdig. Eher dominiert FOMO und Gier jetzt das Geschehen. Viele Projekte in der Kryptowelt kamen nach einem steilen Anstieg schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

In Hypes neigen die Investoren dazu die Situation überzubewerten (Gier frisst Hirn). Viele folgen einfach der Masse, ohne sich wirklich zu informieren. Oft geschieht dies leider zum Schaden des Projektes. Investoren erwarten zu viel, verlieren Geld und fangen dann an das Projekt zu kritisieren, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Es kann durchaus sein, dass der Preis des Coins jetzt weiter steigt, aber mit ihm auch das Risiko Verluste zu machen. Wer trotzdem investieren möchte, sollte dies in Tranchen machen und nicht sein ganzes Investitionskapital jetzt einsetzen.

Habe Angst, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.

Cardano hat zwar gute Ansätze und die aktuellen Ankündigungen sind interessant und begrüßenswert. Das Projekt hat jedoch noch einen weiten Weg vor sich. Um dauerhaft ganz vorne mitspielen zu können wird es mehr brauchen als 20 Mio. $, eine Identitäts-App und ein dezentrales Stakingnetzwerk.

So viel zu den Fundamentaldaten. Im folgenden Artikel findest du eine aktuelle technische Analyse zum Cardanopreis.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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