Das Initial Exchange Offering (IEO) von Bitpanda hat in den deutschen Telegramgruppen für Polarisierung gesorgt wie kein anderes. Die einen meinten, der Markt sei schon gesättigt, die Konkurrenz groß und man könne eh nicht auf Binance aufschließen, die anderen sahen im guten Ruf, der guten Aufstellung des Unternehmens und seinem Standort (Wien) im Herzen Europas Potenzial. Vorerst sollten die Kritiker recht behalten.
Worum ging es beim IEO?
Bitpanda ist eine Kryptobörse, die seit 2014 auf dem Markt ist. Bislang handelte es sich, um genau zu sein um einen Broker. Das heißt, dass Bitpanda selbst die gelisteten Token kaufte und verkaufte. Die großen Kryptobörsen wie Binance oder Bitfinex stellen lediglich eine Handelsplattform, auf der die Händler ihre Angebote erstellen und untereinander direkt handeln. Bei jedem Handel ist eine Gebühr fällig, welche das Geschäftsmodell bildet.
Bitpanda hat nun in diesem Jahr ebenfalls eine solche Handelsplattform, die “Bitpanda Globlal Exchange”, gestartet und dafür Geld gebraucht. Außerdem hat der Binance BNB Token gezeigt, dass ein solcher werbetechnisch große Vorteile bringen kann. Wie Binances BNB soll auch BEST gewisse Vorteile wie Rabatte auf die Orderkosten und durch regelmäßiges Vernichten der Token eine Verknappung des Angebots mitsichbringen.
Das IEO selbst lief gut, alle 500 Mio. zum Verkauf stehenden ERC-20 Token (weitere 500 Mio. sind Bitpanda vorbehalten) fanden einen Käufer und ein Erlös von 43,6 Mio. Euro konnte erzielt werden. Gegen Ende des IEOs kaufte Bitpanda jedoch für 8,5 Mio. Euro 100 Mio. Token (rund 20 % der zum Verkauf stehenden Menge), was dem Ganzen einen faden Beigeschmack verpasste.
Gutes IEO, schlechter Start in den Sekundärmarkt
Der Kurs von BEST stürzte unmittelbar nach Handelsstart erheblich herab. Von 0,1 Euro ging es innerhalb weniger Tage auf ein Tief von 0,0578 Euro. Mittlerweile konnte sich der Preis wieder etwas erholen und der Token wird für 0,074 Euro gehandelt.
Ein Grund für den Preiseinbruch sind sicher die enormen Erwartungen, die an den Token gestellt wurden. Zudem dürfte der Großeinkauf von Bitpanda gegen Ende des IEOs viele Investoren nervös gemacht haben. Ein weiterer Grund dürfte die hohe Anzahl an Kurzzeitspekulanten gewesen sein, welche von einem anfänglichen Hype ausgegangen sind. Das IEO erhielt wie schon erwähnt im deutschen Sprachraum medial sehr hohe Aufmerksamkeit. Am Ende sind es oft Kleinigkeiten, die entscheiden, ob der Preis anfänglich durch die Decke oder in den Keller geht. Meistens ist es ein Dominoeffekt, der die erste Ausbruchsrichtung verstärkt. Steigt der Preis nämlich gleich, steigt sofort die Nachfrage, weil Leute glauben Geld machen zu können, sonst ist es umgekehrt.
Wie geht es weiter?
Vorerst haben die Kritiker recht behalten, aber bis jetzt ist der BEST-Token erst eine knappe Woche auf dem Markt. Die Global Exchange ist ohne größere Zwischenfälle gestartet. Momentan beträgt das tägliche Handelsvolumen rund 350.000 Euro. Bitpanda wird jetzt etwas Zeit brauchen, um die Systeme zu optimieren und anfängliche Fehler zu beheben. Dann kann zum Marketing übergegangen und die Vorteile des BEST-Tokens ausgespielt werden. Wenn es gelingt das Handelsvolumen kontinuierlich zu steigern, ist das schonmal ein gutes Zeichen. Es gibt z. B. auch politische Faktoren, die Bitpanda mittelfristig in die Karten spielen könnten. Wenn es zu strengeren Regulierungen in Europa kommen sollte, kann man den Standort zu seinem Vorteil nutzen. Bitpanda hat über 40 Mio. Euro eingenommen und damit sicherlich eine strategisch gute Position.
Es ist einfach viel zu früh, um zu sagen, ob das Projekt ein Flop werden wird oder nicht. Man muss jetzt schauen, wie sich die Global Exchange entwickelt. Die Kurzzeitspekulanten dürften sich vom Acker gemacht haben und an den Fundamentaldaten hat sich nichts verändert. Wer Langzeit aus Überzeugung investiert hat, sollte sich von diesem Anfangsschreck nicht aus der Bahn werfen lassen. Klar hätte man den Token günstiger bekommen können, wenn man nach IEO gekauft hätte, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Der Kurs hätte auch eine andere Richtung nehmen können.
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