In einem kürzlich veröffentlichten Artikel hat Daniel Larimer die Frage aufgeworfen, was Dezentralisierung eigentlich bedeutet. Dabei wurde auf die aktuellen Governance-Probleme von Bitcoin und EOS eingegangen und für letzteres eine Lösung vorgeschlagen, in der er das Pareto Prinzip berücksichtigt.
Das Pareto Prinzip
Das Pareto-Prinzip (benannt nach Vilfredo Pareto), auch 80-20 Regel genannt besagt, dass rund 80% der Ergebnisse mit rund 20% des Aufwandes erzielt werden. Für die restlichen 20% steigt der Aufwand auf 80% an.
Beispiele:
- Pareto hat entdeckt, dass rund 80% des Grundbesitzes von rund 20% der Bevölkerung gehalten wird.
- Rund 20% der Produkte einer Firma erzeugen rund 80% des Umsatzes.
- Bei einem Notensystem von 1-5 ist 20% des Lernaufwandes für eine 2 nötig Für die 1 braucht es 80% des Lernaufwandes.
- 80% der Einwohner wohnen in 20% der Städte.
Das Pareto-Prinzip sagt aus, dass Perfektion oft unwirtschaftlich und unproduktiv ist.
Bitcoin
Bitcoin wurde geschaffen, um die Macht so zu verteilen, dass keine unabhängige Person / Gruppe die Datenbank manipulieren kann. Hierzu bediente man sich des Proof of Work Konsensmechanismus. Ziel war es, dass jede am Netzwerk teilnehmende Person / Gruppe mit der Hashleistung ihres Gerätes am Sicherheitsmechanismus teilnimmt und dafür entlohnt wird. Am Anfang klappte dies auch gut, Nerds betrieben Fullnodes, Miner und Wallet gleichzeitig. Als der Preis jedoch anfing zu steigen, rief dies viele gewinnorientierte Parteien auf den Plan und die Hashleistung stieg rasant an.
Es wurde maßgeschneiderte Hardware speziell für das Lösen der Aufgaben entwickelt. Das Solo-Minen mit dem PC wurde schnell unrentabel. So entwickelte sich im Laufe der Zeit die Topologie, die wir heute kennen.
Man kann erkennen, wie sich die Macht konzentriert hat. Heute wird der Aufwand zum Betreiben des Bitcoinnetzwerks und somit der Entscheidungsmacht von einer relativ kleinen Gruppe getragen. Daniel Larimer meint sogar, dass die Annahme, dass 99,99% der Blöcke von 0,01% der Bitcoinnutzer produziert werden, nicht unvernünftig sei.
Man kann die Paretoveteilung jedenfalls erkennen. Ein großer Teil der Hashleitung wird von einem kleinen Teil der Teilnehmer geliefert. Da Hashleistung Macht ist, ist das System relativ auf alle Anwender gesehen zentralisiert.
EOS
EOS setzt auf den DPoS Konsensmechanismus, eine Proof of Stake Variante. Laut Larimer folgt auch die Verteilung des Stakes bei PoS Systemen mehr oder weniger dem Pareto-Prinzip. Während sich die Top Stakeholder mehr mit der Materie befassen und die Blockproduzenten koordiniert wählen, sind die weniger betuchten Stakeholder meist unorganisiert und haben zu wenig wissen über das System, um vernünftig abzustimmen. So zentralisiert sich die Macht wie bei Bitcoin. Bei EOS kommt erschwerend hinzu, dass die Exchanges mit den Token der Nutzer wählen. So kann es sein, dass die 21 gewählten Blockproduzenten bei EOS von potenziell weniger als 21 Parteien gewählt werden.
Da die Anschaffung und der Betrieb eines Miners wesentlich komplizierter ist, als mit einer Anwendung die gewünschten Blockproduzenten zu wählen und damit bei EOS potenziell viel mehr Leute Einfluss ausüben könnten, unterliegt auch EOS dem Pareto Prinzip. Für vernünftige Abstimmungen ist Wissen vonnöten, das ein Großteil der Investoren nicht hat. Viele Nutzer sind kurzfristig finanziell motiviert, erkennen nicht den langfristigen Mehrwert und lassen sich für ihre Stimmen bezahlen, was wiederum die Zentralisierung fördert.
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Der Lösungsvorschlag
Larimer schlägt als Lösung die Implementierung von Mechanismen vor, die mehrere verschiedene unabhängige Pareto-Verteilungen abbilden, also, dass die Machtverteilung nicht nur durch den Stake oder die Hashleistung erfolgt. Dazu will er die Slots für die 21 Blockproduzenten unterteilen und sie durch unterschiedliche Wahlgrundlagen bestimmen.
RAM
RAM ist eine Ressource im EOS Ökosystem, die benötigt wird, wenn man Daten speichert. RAM wird frei gehandelt und unterliegt Preisschwankungen. Es würde sich für einen Investor nicht auszahlen extra RAM zu kaufen, um damit abstimmen zu können, da er ein großes Verlustrisiko eingeht. Die DApps sind sowieso auf RAM angewiesen. Somit würden die RAM-Wähler vorwiegend DApp – Betreiber sein.
Stake-Zeit
Eine vorgeschlagene Metrik ist die Stake-Zeit. Beim Staken werden die EOS-Token weggesperrt. Durch die Stake-Zeit steigt das Wahlgewicht mit der Zeit, in der die Token gestaked sind. Jemand, der einen Token 1.000 Tage gestaked hat, hat 1000-mal so viel Stimmkraft, wie jemand, der einen Token für einen Tag gestaked hat. Die Staking-Periode soll auf ein paar Jahre begrenzt sein, bis ein Maximum erreicht wird.
Damit macht man es z. B. Kryptobörsen schwerer ihr Stimmgewicht auszuspielen. Sie müssen ständig liquide sein, da mal mehr Leute ihre Token abheben, mal weniger.
Token verbrennen
EOS-Token verbrennen wäre dasselbe wie eine unendliche Stakezeit zu haben. Jeder, der EOS verbrennt, schafft einen Mehrwert für den EOS-Token, da das Angebot verknappt wird. Nebenbei ist dieser Proof of Burn (PoB) das ökonomische Äquivalent zu Proof of Work (PoW). Bei PoW verbrauchen die Miner Elektrizität und bei PoB werden eben Token verbraucht. Die Slots bekommen dann jene, welche am Tag die meisten Token verbrennen.
Leute fürs Nichtwählen bezahlen
Um die desinteressierten und nicht informierten Parteien vom Wählen wegen Stimmenkaufs abzuhalten, schlägt Larimer vor, diese zu bezahlen. Und zwar umso mehr je länger sie ihre EOS staken. Auf diese Weise werden die Nicht-Wähler für ihr Vertrauen, dass die Governance in guten Händen liegt, entlohnt. Auch hier braucht es Zeitlimits für das Staken, damit der Verdienst nicht unendlich groß werden kann.
Die Aufteilung der 21 Slots
8 Blockproduzenten werden wie bisher mit dem Stake gewählt. Nur wird dieser quadriert (Stake²)
8 Blockproduzenten werden über die Stake-Zeit gewählt (Stake²*Tage)
3 Blockproduzenten werden über RAM gewählt
2 Blockproduzenten werden über Token verbrennen gewählt (Durchschnittliche Verbrennung/Tag)²
Fazit
Durch die Aufteilung der Wahlmaße erreicht man ein breiteres Feld an Einflusshabern. Will ein Wal z. B. bei mehreren dieser Wahlsysteme abstimmen, müsste er es immer zulasten eines anderen tun. Will er bei RAM mitmischen, müsste er Stake² kürzen, weil er RAM kaufen muss usw.
Wenn man das Paretoprizip auf Dezentralität anwendet, besagt es, dass rund 20% der Parteien über 80% der Entscheidungsmacht verfügen werden. Bei Bitcoin sind es die Miner, bei Cardano oder EOS die Stakeholder oder bei IOTA die Nodes bzw. die Firmen, die in Zukunft die Nodes betreiben werden (weil keine Gebühren existieren, muss der Betrieb und die Wartung über ein Geschäftsmodell finanziert werden).
EOS versucht nun den Fokus auf diese 20% zu legen und sie so gut wie möglich zu dezentralisieren, sodass DApp Betreiber, Kurzzeit-Stakeholder, Langzeit Stakeholder und Wale die gleichen Chancen auf Einfluss haben.
Es wird spannend, ob die EOS-Gemeinde den Vorschlag umsetzen wird und wie sich das System ggf. auf die Governance auswirkt.
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