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DeFi: Das Konzept der Liquiditätspools – Sind 100 %+ Zinsen im Jahr nachhaltig?

DeFi boomt und dafür gibt es gute Gründe. Ein wichtiger Faktor des Booms ist die Entwicklung des Konzeptes der Pools, sei es im Kreditvergabebereich, sei es beim Traden. Durch die Pools entfallen die komplizierten Auftragsabgleiche (Ordermatching) komplett. Die Liquiditätsanbieter geben […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

September 28, 2020 5:22 PM

DeFi: Das Konzept der Liquiditatspools – Sind 100 %+ Zinsen im Jahr nachhaltig?

DeFi boomt und dafür gibt es gute Gründe. Ein wichtiger Faktor des Booms ist die Entwicklung des Konzeptes der Pools, sei es im Kreditvergabebereich, sei es beim Traden. Durch die Pools entfallen die komplizierten Auftragsabgleiche (Ordermatching) komplett. Die Liquiditätsanbieter geben ihr Kapital in die Pools und bekommen dafür Zinsen. Das Konzept ist perfekt an dezentrale Systeme angepasst und es funktioniert so gut, dass zentrale Kryptobörsen zittern müssen.

So funktioniert das Pooltrading

Beim Pooltrading gibt es 2 Akteure. Die Tauscher, die die Pools nutzen, um Token zu tauschen und die Liquiditätsanbieter, die ihre Liquidität für die Tauscher zur Verfügung stellen. Die Liquiditätsanbieter treten grob ausgedrückt als Händler auf. Sie bekommen die Tauschgebühren, welche die Tauscher für jeden Tausch bezahlen.

Für jedes Handelspaar gibt es eigentlich 2 Pools. In diese Pools geben die Liquiditätsanbieter ihre Coins. Wenn wir zum Beispiel das Handelspaar ETH/LEND betrachten, kommen in einen Pool die ETH und im anderen Pool die LEND.

Der Preis ist immer das Verhältnis der Menge der Coins in beiden Pools. Sind z. B. 1.000 ETH im Ether-Pool und angenommen 10.000 LEND im Lend-Pool beträgt der Preis 0,1 ETH/LEND oder 10 LEND/ETH.

Wenn jemand Liquidität hinzufügen möchte, muss er immer beide Coins im aktuellen Preisverhältnis zum Pool hinzufügen, um den Preis nicht zu verändern. Also in unserem Beispiel muss er immer 10-Mal mehr LEND hineingeben als ETH.

Vorübergehender Verlust (Impermanent Loss)

Ein wichtiger Faktor, den es als Liquiditätsanbieter zu beachten gilt, ist der sogenannte vorübergehende Verlust. Um den zu verstehen, müssen wir uns ein bisschen die Mathematik hinter dem Pooltrading anschauen. Wir nehmen an die Liquidität im Pool bleibt konstant, es wird also keine hinzugefügt oder herausgenommen. Würde auch am Ergebnis für den Liquiditätsanbieter nichts ändern.

Es gibt eine Konstante k, die sich aus dem Produkt der Tokenanzahl in beiden Pools berechnet. In unserem Beispiel ist k 1.000*10.000= 10 Mio. Der Preis p bildet sich wie bereits erwähnt aus Lend-Pool / Ether-Pool, ist im Beispiel also 10. Die Poolgröße für den Ether-Pool berechnet sich aus Wurzel(k/p) und die des Lend-Pools aus Wurzel(k*p).

Wir nehmen an, der Preis von LEND halbiert sich und der von ETH bleibt konstant. Nun bekommt man 20 LEND/ETH. Durch die Arbitragemöglichkeit werden Trader und Bots den Preis in den Pools anpassen. In diesem Fall geben sie LEND in den Pool und holen sich ETH, weil sie auf dem Markt 20 LEND für einen ETH kriegen, die sie dann für 2 ETH tauschen können. Nach der Anpassung ist die Poolgröße für ETH: Wurzel(k/p) = 707,1 ETH und die Poolgröße von LEND: Wurzel(k*p)= 14.142,13.

Wenn wir nun vergleichen, in den Pools waren vor der Preisänderung umgerechnet insgesamt 2.000 ETH. Nach der Preisänderung sind zusammen umgerechnet 1414,2 ETH im Pool. Als Liquiditätsanbieter hält man immer einen Prozentsatz am Pool. Man hat hier also knapp 30 % Verlust stehen, wenn man seine LEND bzw. ETH jetzt wieder aus dem Pool holen will.

Der Verlust heißt deshalb vorübergehend, weil sich das wieder ausgleicht, wenn der Tokenpreis wieder auf das Verhältnis zum Zeitpunk der Einlage steigt. Das Ganze funktioniert auch in die umgekehrte Richtung. Also wenn der Preis des Tokens zum Verhältnis zum Zeitpunkt der Einlage steigt, sinkt der Gesamtwert der im Pool hinterlegten Liquidität ebenso.

Wegen dieses Sachverhalts gilt es aufzupassen, welche Token man als Liquidität zur Verfügung stellt. Bricht ein Token zu stark ein, wird es schwierig werden, den vorübergehenden Verlust über die Zinsen auszugleichen.

Mit dieser Formel lässt sich der vorübergehende Verlust berechnen:

Die positiven x zeigen den aktuellen Wert des eingelegten Kapitals im Verhältnis zum Wert des eingelegten Kapitals zum Zeitpunkt der Einlage in %. Bei einem Unterschied von 50 % also einer Halbierung des Preises, hat das Kapital des Liquiditätsanbieters nur mehr 94,281 % des Wertes zum Zeitpunkt der Einlage, er verliert also rund 5,72 %.

Die negativen x zeigen den Anstieg des Preises des Tokens in %. 50 % Verlust ist dasselbe wie 100 % Gewinn. Wir kriegen für 100x/(x-100) dasselbe heraus wie für x. Wenn wir z. B. 50 in die Formel einsetzen kriegen wird dasselbe heraus, wie wenn wir -100 einsetzen (dieselbe verhältnismäßige Preisänderung).

Zu den Zinsen

Die Zinsen auf Uniswap oder auch Pooltradingplattformen auf anderen Chains wie Defibox auf EOS z. B. sind für gewisse Handelspaare extrem hoch. Jährliche Rendite von 100 % + sieht man nicht selten. Doch wie kommt es zu diesen hohen Zinsen?

Zum einen ist der Bereich ziemlich neu und viele kennen sich noch nicht aus, wie Pooltrading funktionier bzw. wissen nicht wie hoch die Zinssätze sind usw. Zum anderen ist das Ganze riskant, da neu und deshalb fehleranfällig. Ein größerer Fehler im Code kann zum Totalverlust führen. Pooltrading hat Vorteile gegenüber von CEX. Alle Token können einfach gelistet werden, man braucht keine Identitätsbestätigung und die Kosten sind abgesehen von den Transaktionskosten auch überschaubar. Deshalb handeln viele auf Pooltradingplattformen und generieren die hohen Zinsen.

Diese dürften sich jedoch im Laufe der Zeit anpassen und deutlich sinken, da die Investoren die hohen Zinssätze natürlich ausnutzen wollen. Mit mehr Liquidität in den Pools fällt der Zinssatz, da die Tauschgebühren auf mehr Kapital aufgeteilt werden müssen.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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