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Neufund wirft das Handtuch – Nach Wirecard nächster Hieb für Frank Thelen

Das anfänglich vielversprechende und groß umworbene Berliner Start-up Neufund hat in einem Blogpost die Einstellung des Angebots von Security-Token-Offerings (STO) verkündet. Der große Streitpunkt war die Ausgabe von Wertpapierprospekten. Diese sind nach der Bafin Regulierung bis zu Mindest-Investistionssummen von 100.000 […]

Lukas Mantinger

Lukas Mantinger

July 23, 2020 8:15 AM

Neufund wirft das Handtuch – Nach Wirecard nachster Hieb fur Frank Thelen

Das anfänglich vielversprechende und groß umworbene Berliner Start-up Neufund hat in einem Blogpost die Einstellung des Angebots von Security-Token-Offerings (STO) verkündet.

Der große Streitpunkt war die Ausgabe von Wertpapierprospekten. Diese sind nach der Bafin Regulierung bis zu Mindest-Investistionssummen von 100.000 € Pflicht, um den Investor ausreichend zu informieren. Ab dieser Summe geht die Bafin davon aus, dass Investoren sich ausreichend selbst informieren. Das Problem bei Wertpapierprospekten: ihre Erstellung ist aufwändig und teilweise kostspielig, was für STOs mit geringem Zielkapital schnell unrentabel werden kann.

Die Zielgruppe von Neufund waren auf der einen Seite Unternehmen, die auch mit kleinem Zielkapital STOs abhalten hätten können sollen und auf der anderen Seite Kleinvestoren, welche schon ab 100 € investieren hätten können sollen. Der Wertpapierprospekt war hier ein belastendes Hindernis.

Neufunds Geschichte

Mittels eines sogenannten Inicial Capital Building Mechanism (ICBM) wurden gegen Ende 2017 Neufundtoken (NEU) an Investoren ausgegeben. Die Investoren zahlten nicht für die NEU-Token, sondern froren ihr Kapital für 18 Monate in einem Smart Contract ein, um es dann für stattfindende STOs auszugeben. Eine Art Vorfinanzierung der noch nicht festgelegten Projekte sozusagen.

Ein Jahr später dann wurde das erste ETO (Equity Token Offering) zur Eigenfinanzierung des Projektes unter der Fifth Force GmBH abgehalten. Dabei konnten rund 3,4 Mio. € eingenommen werden. Nicht jedoch ohne an die Bafin zu geraten. Durch ihren Druck musste die Mindestinvestitionssumme von 500 € auf 100.000 € angehoben werden.

Neufund versuchte die Regulierungen zu umgehen

Nach diesen Streitigkeiten beschloss Neufund den deutschen Regularien zu entgehen und startete nach langen Verzögerungen das nächste, erste externe ETO (E-Bike Hersteller Greyp) in Liechtenstein, wo für diesen Fall keine Prospektpflicht vorherrscht. Jedoch war das ETO auch für Investoren aus Deutschland erreichbar, was die Bafin wieder auf den Plan rief. Am selben Tag, an dem Investor Frank Thelen mit einem Youtube-Video auf das ETO aufmerksam machen wollte, veröffentlichte sie eine Warnung mit der Begründung des Fehlens eines Prospektes. Trotzdem nahm Greyp rund 500.000 € durch das ETO ein. Die regulatorischen Probleme für das deutsche Unternehmen blieben jedoch. Ohne deutschen Markt war die Rentabilität stets fragwürdig.

Wer ist schuld?

Neufunds CEO Zoe Adamovicz äußerte sich in der FAS und gab dem regulatorischen Eifer der Bafin die Schuld für die Einstellung der Tätigkeiten Neufunds im STO-Bereich. Die von der Bafin auferlegten regulatorischen Hürden und die mangelnde Gesprächsbereitschaft seien am Ende nicht zu nehmen gewesen und das Vorhaben an ihrer Sturheit gescheitert. Man habe vergeblich auf eine Ausnahmeregelung für digitale Anbieter gehofft, hieß es weiter.

Frank Thelen, der mit seinem Risikokapitalunternehmen Freigeist Capital an Neufund beteiligt ist, vertritt eine ähnliche Meinung. Er wirft der Bafin mangelnde Flexibilität vor. Die Hoffnung, Deutschland könnte sich zu einer Art Silicon Valley für Blockchain entwickeln, würde an der BaFin scheitern. “Es müssen auch Chancen und nicht nur Risiken eingeschätzt werden”, meinte er weiter. Dafür müsse man bereit sein Regeln anzupassen. (Hier seine Stellungnahme auf LinkedIn).

Die Bafin wiederum betont laut einem Sprecher (Finance FWD), dass sie bei der Regulierung keine Ausnahme aufgrund der zugrundeliegenden Technologie machen könne. Die Risiken seien dieselben. Einige Stimmen finden es unfair, dass man der Bafin jetzt die Schuld in die Schuhe schiebt, schließlich habe man von den regulatorischen Bedingungen von vornherein gewusst.

Wie geht es weiter?

Noch Anfang Juni hat Neufund über einen Blogpost große Fortschritte angekündigt. Adamovicz spricht von einer Neuorientierung. Für die Tokenhalter soll sich vorerst nichts ändern. Man arbeite an einem neuen Produkt, welches die Plattform nutzt, hieß es im jüngsten Blogpost. Man sei weiterhin bestrebt den Tokenhaltern einen Mehrwert zu bringen.

Auch in Frank Thelens LinkedIn Post steht, dass man die Plattform weiter nutzen werde. In den kommenden Monaten sollen weitere Updates zum neuen Weg veröffentlicht werden.

Frank Thelen hat harte Tage hinter sich

Laut eines Youtube-Videos von Mission Money hat Frank Thelen noch um den 15. Juni herum Wirecard Aktien gekauft. Was wenige Tage später passiert ist, dürfte hinlänglich bekannt sein und kann ggf. hier nachgelesen werden.

Thelen hat sich zum Vorfall über ein LinkedIn-Video geäußert und eingeräumt, dass auch er getäuscht worden war. Diese Woche dürfte für den Ex-Löwen (TV-Show die Höhle der Löwen) und Starinvestor als nicht gerade die ruhmreichste in Erinnerung bleiben.

Beim Vorzeigeprojekt Lilium, welches zum Zeitpunkt der Investition Freigeist Capitals größtes Projekt war, gab es um die Jahreswende eine Schocknachricht. Ein anonymer Ingenieur veröffentlichte eine Studie, dass die von Lilium genannten Eckdaten und Grenzwerte nicht mit den Gesetzen der Physik vereinbar seien. Freigeist Capital beteuerte den weiteren Beistand zum Unternehmen.

Droht ein ähnliches Desaster wie bei der Wirecard? Die Zukunft wird es zeigen.

Lukas Mantinger
Artikel Von

Lukas Mantinger

Lukas ist Journalist und Fachmann im Blockchainbereich. Er befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, verfasst täglich Berichte und Reportagen. Er ist immer auf dem Laufenden und vor allem Experte, wenn es um technische Fragen geht.

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